Karneval in Cádiz

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Karneval in Cádiz

Bereits seit vielen hundert Jahren begrüßen die Einwohner in Cádiz den Frühling mit dem Karneval.

Der Karneval in Cádiz war schon bekannt, bevor sich die Stadt Cádiz zu einem der wichtigsten Häfen des spanischen Reiches entwickelte. Kaufleute und Seemänner aus aller Welt trafen sich während dieser Zeit in Cádiz. Die Stadt war ein Schmelztiegel aus allen möglichen Kulturen. Sie hatte außerdem eine ganz besondere Beziehung zu der norditalienischen Stadt Venedig.

Der Einfluss der Türken im Mittelmeerraum verursachte eine Bewegung der Italiener in Richtung Westen. Dort trafen sie auf die Stadt Cádiz, die damals ein perfekter Ort war um mit Nordafrika Handel zu treiben. Aufgrund der afrikanischen Einflüsse kamen auch die musikalischen Rhythmen der afrikanischen Sklaven nach Cádiz. Zwischen dem 15. Und dem 18. Jahrhundert n. Chr. etablierte sich diese Musik, die noch heute starke Ähnlichkeit mit typischen Karnevalsrythmen der teilnehmenden Karnevalisten aufweist.

Die exakte Herkunft der Karnevalsfestivitäten ist jedoch bis heute nicht geklärt. Historiker nehmen an, dass Karneval zu Ehren verschiedener Gottheiten gefeiert wurde. Hierzu zählen Bacchus, der Gott des Weines, Saturn, der Gott des Ackerbaus und Pan, der Gott der Hirten. Außerdem wird der Gott Baal, der als Symbol für viele verschiedene Gottheiten steht, immer wieder erwähnt.

Daher kommt nach Meinung vieler Geschichtsschreiber auch der Name Karneval (Carne-Baal). Im katholischen Glauben herrscht die Theorie, dass der Name Karneval von der lateinischen Bezeichnung „carne levare“, was so viel wie „Fleisch wegnehmen“ heißt, kommt. So ist es auch kein Zufall, dass die pompösen Karnevalsfeiern unmittelbar vor der Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern stattfinden.

Karneval wurde vom Vatikan deshalb zu einem ambivalenten Fest ausgerufen. Auf der einen Seite kann ausgelassen gefeiert und allen Gefühlen freien Lauf gelassen werden, und auf der anderen Seite, ab Aschermittwoch, beginnt die Zeit der Traurigkeit und des Fastens. Der Karneval in Cádiz hat sich jedoch im Laufe der Zeit zu etwas ganz Besonderem entwickelt, wie es sonst nirgendwo auf der Welt gefeiert wird.

Der Karneval in Cádiz ist ganz besonders von italienischen und afrikanischen Einflüssen geprägt, da sich, wie oben bereits erwähnt, Italiener aus Genua und Sklavenhändler aus Afrika in Cádiz trafen um Handel zu betreiben. An den bunten Masken, Kostümen und Dekorationen erkennt man noch heute die vielen verschiedenen Kulturen, die Einfluss auf den hiesigen Karneval genommen haben. Im Mittelpunkt stehen neben Essen und Trinken auch die Ironie und die Satire, mit der die aktuelle Gesellschaft auf die Schippe genommen werden darf. Karneval in Cádiz entfesselt die Fantasie und lässt die Freiheit aufleben.

So viel Ironie und gesellschaftliche Kritik hat den damaligen Herrschern nicht immer gefallen. Im Jahre 1523 versuchte der damalige König Carlos I den Karneval samt Maskerade komplett zu verbieten. Diese damals schon so tief verwurzelte gaditanische Tradition ließ sich jedoch nicht so einfach abschaffen und so konnten sich die ausgelassenen Feiern letzten Endes durchsetzen. Versuche den Karneval abzuschaffen gab es in der Geschichte immer wieder.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass der Karneval in Cádiz bis zum Jahre 1861 nicht als offizielles Fest anerkannt wurde. Erst Bürgermeister Don Juan Valverde kannte den Karneval als Kulturgut an und setzte sich dafür ein, dass es auch ein offizielles Programm mit Musik, Feuerwerk und Festwagen gab. 1862, im darauf folgenden Jahr, wurde der Karneval dann auch endlich im offiziellen Haushalt der Stadt mit einem eigenen Budget bedacht. Dieser Karneval kommt schon sehr nah an die Form des Karnevals, die wir heute kennen.

Traditionell der wichtigste Ort für den Karneval ist das Gran Teatro Falla, auf deren Bühnen während des 11-tägigen Karnevals viele Bekannte Büttenredner und Karnevalsgruppen auftreten. Die Vorbereitungen dafür laufen das ganze Jahr über. Während dieser ausgelassenen Tage darf ohne Hemmung ausgesprochen werden, was ansonsten nicht gerne gesehen wird: Kritik an Politik, Gesellschaft und Kirche ist nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht.

Die Veranstaltungen werden in vier Gruppen aufgeteilt: Spaßmusiker (Chirigotas), kostümierte Gruppen (Comparsas), Chöre (Coros) und Quartette (Cuartetos). Dieser Wettbewerb unter den Karnevalisten macht den Karneval in Cádiz bekannt auf der ganzen Welt.

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