Spanien: König Juan Carlos dankt ab – Hoch lebe der König!

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Juan Carlos I. hat keine Lust mehr. Nun liegt es an Felipe VI. das Land zu regieren.

Am Tag, als Spanien sich aus der Vorrunde der Fußball-WM in Brasilien verabschiedete, nahm auch der König seinen Hut. Nein, es war nicht Vicente del Bosque – Er bleibt Trainer der Selección. Es war Juan Carlos I., der König, der es geschafft hat Spanien aus einer Diktatur heraus in die Demokratie zu führen. All das ohne einen einzigen Tropfen Blut zu vergießen. König Juan Carlos II. hat Spanien einen unglaublichen Dienst erwiesen und aus dem Agrarstaat Spanien eine blühende Industrienation geformt. Immerhin hat Spanien mittlerweile einen Anteil am Industriesektor im Vergleich zum Agrar- und Dienstleistungssektor, der ähnlich hoch ist wie in Deutschland.

Die Frage, die viele junge Spanier heutzutage jedoch beschäftigt, ist eine andere. Braucht Spanien knapp vierzig Jahr nach Francos Tod eigentlich immer noch eine Monarchie? Wäre eine Republik nicht weit zeitgemäßer? Eine Frage, die in Großbritannien, den Niederlanden oder Dänemark als Ketzerei angesehen werden würde, wird in Spanien mittlerweile offen im Parlament gestellt. Doch weder in England, noch in den Niederlanden und in Skandinavien schon gar nicht, herrscht solch eine tiefe Wirtschaftskrise, wie in Spanien. “Soll doch das Volk abstimmen”, sagen die Linken. “Natürlich brauchen wir einen König”, sagen die Konservativen. In Zeiten mit einer Jugendarbeitslosigkeit von rund 50 Prozent sollten kritische Fragen, zumindest zu den Kosten der Monarchie, wenigstens erlaubt sein und diskutiert werden.

100.000 Euro für eine Acht-Jährige

Die 8-jährige Infanta Leonor, also die nächste Thronerbin ist nun Prinzessin von Asturias. Sie bekommt von jetzt an ein Jahresgehalt von 102.464€ ausgezahlt. Ein stattliches Gehalt für ein kleines Kind. Gut, mit 100.000 Euro kann noch kein Staat saniert werden; jedoch mutet es schon ein wenig befremdlich an, dass ein Kind im Grundschulalter solch ein Gehalt bekommt, während zwei Millionen andere Kinder in Spanien kaum genug zu essen haben und auf Spenden angewiesen sind. Bei einem Budget von knapp acht Milliarden Euro für das spanische Königshaus im Jahr 2014 kann dann aber schon mal nachfragen, ob dieses Geld nicht eventuell woanders besser angelegt werden kann. Gerade im Hinblick auf die jüngsten Kürzungen in den Sozial- und Bildungssystemen stoßen vielen Spaniern diese enormen Kosten übel auf. In Spanien gibt es keine sozialen Sicherungssysteme wie Hartz IV. Wenn das Arbeitslosengeld einmal ausgelaufen ist, dann gibt es nur noch in Sonderfällen weitere Hilfen. Und selbst die sind so mickrig, dass man sich damit kaum selber – geschweige denn seine Familie – ernähren kann.

Die Not vieler Familien ist mittlerweile so groß, dass sich mehrere Generationen mit der kleinen Rente der Großeltern durchschlagen müssen. Auch unter diesen Gesichtspunkten erscheinen die Gehaltsexzesse der royalen Familie nicht nur absurd, sondern fast schon sittenwidrig. Genau deshalb fordern vor allem linke Parteien auch wenigstens ein Referendum zu diesem Thema. So weiß man wenigstens, was das Volk denkt. Die Regierungsparteien sperren sich jedoch dagegen, sodass es dieses Referendum nie geben wird.

Es geht aufwärts

Der Wirtschaftskrise und der Skandale um Juan Carlos und Infanta Christina zum Trotz gibt es immer noch sehr viele Befürworter der Monarchie. Vor allem gibt sie einem Volk eine Identität. In Spanien im Speziellen erinnern sich auch noch viele Menschen an die Stabilität, die sie dem Land nach dem Umbruch von Diktatur zu Demokratie gab. Juan Carlos hat viel geleistet für sein Land. Trotz seiner Elefanten-Eskapaden ist hat er einen großen Anteil und Verdienst an Spaniens Aufschwung der letzten dreißig Jahre.

In der momentanen Krise mit vielen unzufriedenen, weil bettelarmen, Bürgern ist jedoch auch einmal ein wenig mehr Bescheidenheit gefragt. Felipe VI. fing schon einmal mit einer neuen Bescheidenheit an, indem er keine ausländischen Staatsgäste zu seiner Krönung einlud. Vielleicht kommt durch den neuen König ja wirklich frischer Wind in das alte System. Es wäre Spanien und den Untertanen der Monarchie zu wünschen.
Erst vor wenigen Tagen wurde beschlossen, dass gegen die ältere Schwester des neuen Königs, die Infanta Christina, aufgrund von Korruptionsvorwürfen Anklage erhoben wird. Dies, und die Tatsache, dass sich Christina im Königshaus schon länger nicht mehr blicken lassen darf, lässt darauf hoffen, dass der neue König Felipe VI. ernsthaft vor der eigenen Haustüre kehren möchte. Schon Juan Carlos hatte zu diesem Skandal einst gesagt, dass vor dem Gesetz alle Menschen in Spanien gleich seien.

Es bleibt zu hoffen, dass dies wirklich so ist. Dies würde auch das Ansehen Spaniens in der Welt wieder verbessern. Denn die Korruptionsaffäre um die Königsfamilie und in der regierenden Volkspartei Partido Popular trugen bei, dass das Land Spanien auf dem weltweiten Korruptionsindex von Transparency International um zehn Plätze auf Rang 40 abrutschte. Gegen eine moderne Monarchie ist an und für sich nichts einzuwenden. In vielen europäischen Ländern funktioniert sie und die Königsfamilien genießen ein hohes Ansehen. Wenn das Volk jedoch das Gefühl bekommt hintergangen zu werden, kann diese Stimmung ganz schnell kippen. Die Verdienste Juan Carlos’ sind dann auf einmal nichts mehr Wert.

Den Thron muss man sich jeden Tag wieder verdienen.

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