Nach einem der spannendsten Wahlkämpfe in Andalusien aller Zeiten heißt der Wahlsieger wie erwartet Susana Díaz und ihre Partei die PSOE.
Es reicht jedoch für die Sozialisten nicht um eine absolute Mehrheit in das Parlament zu bringen. Díaz bringt es auf 47 Sitze im Parlament. 55 Sitze sind für die absolute Mehrheit notwendig. Die Partido Popular kommt nun auf 33 Sitze, Podemos auf 15 und Ciudadanos auf 9 Sitze. Abgeschlagen dahinter bekommt Izquierda Unida nur 5 Sitze.
Die Wahlbeteiligung wird mit 63,94 Prozent beziffert. Damit liegt sie 3 Prozentpunkte über der Wahlbeteiligung von 2012.
Die Partido Popular hat damit gegenüber der Wahl 2012 fast 20 Sitze verloren. Ein extrem schlechtes Zeichen für die Wahlen zum spanischen Parlament im Herbst. Auch die Sozialisten verlieren einige Sitze, können den Verlust jedoch bremsen.
Wahlergebnis 2015 in Andalusien
Partei | Sitze | Stimmen | |
---|---|---|---|
PSOE-A | 47 | 1409042 | 35.43 % |
PP | 33 | 1064168 | 26.76 % |
PODEMOS | 15 | 590011 | 14.84 % |
C’s | 9 | 368988 | 9.28 % |
IULV-CA | 5 | 273927 | 6.89 % |
UPyD | 0 | 76653 | 1.93 % |
PA | 0 | 60707 | 1.53 % |
PACMA | 0 | 31735 | 0.8 % |
VOX | 0 | 18017 | 0.45 % |
CILUS | 0 | 11180 | 0.28 % |
FE de las JONS | 0 | 4811 | 0.12 % |
RECORTES CERO | 0 | 3558 | 0.09 % |
PCPE | 0 | 3490 | 0.09 % |
PUM+J | 0 | 1968 | 0.05 % |
EB | 0 | 1149 | 0.03 % |
PBG | 0 | 493 | 0.01 % |
PTJ | 0 | 386 | 0.01 % |
SyR | 0 | 350 | 0.01 % |
NEODEMÓCRATAS | 0 | 320 | 0.01 % |
LYG | 0 | 317 | 0.01 % |
PNdeA | 0 | 293 | 0.01 % |
PRAO | 0 | 254 | 0.01 % |
RISA | 0 | 186 | 0.01 % |
CÁMBIALO | 0 | 163 | 0.01 % |
Nur Almería geht an die PP
Fast alle der acht andalusischen Provinzen gehen deutlich an die PSOE. Lediglich in Almería konnte die PP stärkste Kraft werden. Sowohl für Podemos, als auch für Ciudadanos sind dies historische Ergebnisse. Podemos zieht zum ersten Mal in ein spanisches Landesparlament ein und Ciudadanos feiert heute den ersten Erfolg der Geschichte außerhalb Kataloniens.
Die ehemaligen Hoffnungsträger den Bi-Partidismo zu beenden, PA und IU scheinen nach und nach aus dem Bild Spaniens zu verschwinden. An ihre Stelle treten neue Parteien wie Podemos und Ciudadanos.
„Wir sind Protagonisten in Andalusien“
Gegen 22:30 tritt Teresa Rodrigúez, Spitzenkandidatin von Podemos, vor die Presse und bedankt sich den Tränen nahe bei den Wählern. „Wir sind nun Teil des Systems und werden es verbessern. Wir sind Protagonisten in Andalusien.“ Albert Rivera, Präsident von Ciudadanos tritt ebenfalls unter tosendem Jubel auf die Bühne und spricht von dem wichtigen Wechsel in Andalusien. „Die Feinde Andalusien sind nicht PSOE, PP, Podemos oder IU, die Feinde Andalusiens sind Arbeitslosigkeit, Misstrauen und Korruption“, sagte Rivera auf der ersten Pressekonferenz nach der Wahl.
Kurz vor 23:00 tritt dann auch Spitzenkandidat Moreno der PP auf die Bühne und bedankt sich bei den über eine Million Andalusiern, die ihn gewählt habe. Er glaubt trotz der Enttäuschung, dass die PP-Wahlkampagne gut war und gratuliert Susana Díaz für den Wahlsieg.
Kurz nach 23:00 tritt dann auch Sozialistenführerin Susana Díaz für ihre PSOE vor die Mikrofone. Den Tränen nahe dankt die schwangere 40-Jährige dem andalusischen Volk. „Andalusien hat gesprochen. Jetzt müssen wir anfangen zu arbeiten!“, sagte sie unter tosendem Applaus. Stolz bestätigt sie auch, dass die PSOE endlich wieder stärkste Kraft im andalusischen Parlament ist.
Koalition in Andalusien wird schwierig
Die Koalitionsbildung könnte zu einem Problem werden, da Díaz die absolute Mehrheit nicht erreichen konnte. Susana Díaz war in Andalusien angetreten um die absolute Mehrheit zu gewinnen. Dass dies nicht klappen wird, war schon vor der Wahl ein so gut wie sicher. Zu stark haben sich die Protestparteien Podemos und Ciudadanos im Wahlkampf positioniert. Díaz hatte außerdem bereits vor der Wahl eine Koalition mit Podemos abgelehnt. Mit Izquierda Unida kann aufgrund deren schlechten Abschneiden nun auch nicht mehr gerechnet werden. Ciudadanos hatte ebenfalls im Vorfeld der Wahl bereits eine Koalition mit der PSOE ausgeschlossen und bei einer großen Koalition würde wohl die PP nicht mitspielen.
Die nächsten Tage könnten in Andalusien also noch spannend werden. Wie es in Andalusien nun weitergeht kann noch niemand sagen. Fakt ist auch jeden Fall, dass das Zwei-Parteien-System in Andalusien nun endgültig Geschichte ist. Und die nächsten Wahlen stehen auch schon an: Im Mai werden in Spanien fast alle Regionalparlamente neu gewählt und im Herbst folgt dann schließlich die ganz große Wahl zum neuen spanischen Parlament.
„Herausforderung für Andalusien“
Andalusische Sozialistenführerin Susana Díaz betonte erst heute in einem Interview mit Canal SUR, dass Andalusien sich den großen Herausforderungen der Zukunft stellen müsse. Außerdem betonte sie im Wahlkampf immer wieder nur eine „Koalition mit dem andalusischen Volk“ eingehen zu wollen. Die aktuelle Herausforderung ist nun jedoch erst einmal eine funktionierende Regierung zu bilden.
Das schlechte Abschneiden der Partido Popular ist auf die Sparpolitik aus Madrid und die vielen Korruptionsfälle in der Partei zurückzuführen. Die Andalusier machen Mariano Rajoy für die hohe Arbeitslosigkeit in Andalusien verantwortlich. Der Führer der Konservativen in Andalusien Juan Manuel Moreno hatte dem während des Wahlkampfes nur wenig entgegen zu setzen. Dementsprechend ist auch das heutige Ergebnis.
PSOE war bis auf die Wahl im Jahr 2012 stets stärkste Kraft im andalusischen Parlament. 2012 fehlte es der PP jedoch an einem Koalitionspartner, sodass wieder die PSOE den Ministerpräsidenten stellte.
Wahlergebnisse in Andalusien von 1982 bis 2012:
PSOE | PP | IU | PA | UCD | Sitze gesamt |
|||||||
Stimmen | Sitze | Stimmen | Sitze | Stimmen | Sitze | Stimmen | Sitze | Stimmen | Sitze | |||
I | 1982 | 52,56% | 66 | 17,03% | 17 | 8,53% | 8 | 5,38% | 3 | 13,05% | 15 | 109 |
II | 1986 | 47,22% | 60 | 22,26% | 28 | 17,88% | 19 | 5,88% | 2 | 109 | ||
III | 1990 | 50,12% | 62 | 22,40% | 26 | 12,80% | 11 | 10,86% | 10 | 109 | ||
IV | 1994 | 38,71% | 45 | 34,36% | 41 | 19,14% | 20 | 5,79% | 3 | 109 | ||
V | 1996 | 44,05% | 52 | 33,96% | 40 | 13,97% | 13 | 6,66% | 4 | 109 | ||
VI | 2000 | 44,32% | 52 | 38,02% | 46 | 8,11% | 6 | 7,43% | 5 | 109 | ||
VII | 2004 | 50,36% | 61 | 31,78% | 37 | 7,51% | 6 | 6,16% | 5 | 109 | ||
VIII | 2008 | 48,41% | 56 | 38,45% | 47 | 7,06% | 6 | 2,76% | 0 | 109 | ||
IX | 2012 | 39,56% | 47 | 40,67% | 50 | 11,35% | 12 | 2,50% | 0 | 109 |
+++ Die weitere Entwicklung live hier in der Strandgazette +++
Andalusische Ministerpräsidenten von 1982 bis 2015:
Legislatur | Zeitraum | Ministerpräsident | Partei | Bemerkungen |
---|---|---|---|---|
I | 1982–1984 | Rafael Escuredo Rodríguez | PSOE | |
1984–1986 | José Rodríguez de la Borbolla | PSOE | ||
II | 1986–1990 | José Rodríguez de la Borbolla | PSOE | |
III | 1990–1994 | Manuel Chaves González | PSOE | |
IV | 1994–1996 | Manuel Chaves González | PSOE | Minderheitsregierung |
V | 1996–2000 | Manuel Chaves González | PSOE | Koalition PSOE/PA |
VI | 2000–2004 | Manuel Chaves González | PSOE | Koalition PSOE/PA |
VII | 2004–2008 | Manuel Chaves González | PSOE | |
VIII | 2008–2009 | Manuel Chaves González | PSOE | |
2009–2012 | José Antonio Griñán Martínez | PSOE | ||
IX | 2012–2013 | José Antonio Griñán Martínez | PSOE | Koalition PSOE/IU |
2013–2015 | Susana Díaz Pacheco | PSOE | ||
X | 2015– | Wahlen am 22.März 2015 |
Es dürfte kaum ein Zweifel bestehen, dass Susana Díaz auch in dieser Wahlperiode wieder zur Ministerpräsidentin gewählt wird.