Großdemo in Katalonien für Unabhängigkeit von Spanien

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Katalonien Flagge

Unabhängigkeitsparolen aus den Mündern hunderttausender Menschen hallten am Freitag, zusammen mit einem Meer aus rotgelben katalanischen Fahnen durch viele Städte Kataloniens. Die Abtrennung von Spanien wird gefordert. Allein in Barcelona haben 1,4 Millionen Katalanen an der Kundgebung teilgenommen.

Hunderttausende Katalanen demonstrieren an ihrem Nationalfeiertag „Diada“ für ihre Unabhängigkeit. Alljährlich gehen die Katalanen an diesem Nationaltag auf die Straßen. Die „Diada“ erinnert an die Eroberung Barcelonas am 11. September 1714 durch spanische und französische Truppen während des Erbfolgekrieges. Das Datum wird von vielen als Schicksalstag betrachtet, an dem die Katalanen ihre Selbstbestimmung verloren haben. Mit seinen 7,5 Millionen Einwohnern liegt Katalonien im Nordosten Spaniens und verfügt über ein eigenes Parlament und eine eigene Regierung. Die autonome Region, die mit Katalanisch auch eine eigene Sprache hat, erwirtschaftet etwa ein Fünftel des spanischen Bruttoinlandsprodukts. Besonders laut wurden die Rufe nach staatlicher Souveränität im Zuge der Finanzkrise. Zwar hatte sich Katalonien im Jahr 2006 schon zur „Nation“ erklärt, doch das spanische Verfassungsgericht erkannte der Region diesen Status wieder ab.

16 Tage vor der umstrittenen Regionalwahl demonstrieren die Katalanen für ihre Unabhängigkeit. Zu den Befürwortern gehört neben der linksorientierten Unabhängigkeitsbewegung Catalunya Sí que es Pot (Catalonia Yes we Can) auch der konservative katalanische Regierungschef Artur Mas mit dem Spitzenkandidaten der Unabhängigkeitsliste, Raul Romeva. Nach dem gescheiterten Referendum im Herbst 2014, ist der vorgezogene Urnengang von den Forderern der Abspaltung Spaniens zum Unabhängigkeits-Plebiszit erklärt worden, da ein direkter Volksentscheid von der Zentralregierung Spaniens verboten wurde. Der Sprecher Lluis Rabell der linken Koalition (Catalunya Sí que es Pot), bestehend aus: Podemos, Iniciativa per Catalunya Verds (ICV) und Esquerra Unida i Alternativa (EUiA), warf Mas vor, den Nationalfeiertag für seinen Wahlkampf zu benutzen. Dies löst bei vielen Menschen, die sich für die sozialen Rechte Kataloniens eingesetzt haben Unbehagen aus, so Rabell. Die Verfechter der Unabhängigkeit Kataloniens haben mit der Demonstration gezeigt, wie die Regionalwahl am 27. September ausgehen kann.

Der amtierende konservative Regierungschef Artur Mas hofft auf ein demokratisches Mandat für die Loslösung Spaniens. Mas plant Verhandlungen mit der Zentralregierung in Madrid über die Unabhängigkeit, wenn seine Mitte-rechts-Partei Convergència Democràtica de Catalunya (CDC) und die mit ihr in einem Wahlbündnis zusammengeschlossene linksnationalistische Partei Esquerra Republicana de Catalunya (ERC) die plebiszitäre Abstimmung gewinnen. Innerhalb von 18 Monaten soll dann die Unabhängigkeit durchgeführt werden. Die Pläne sorgen bereits seit Monaten für Spannungen mit der konservativen Zentralregierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy, die eine Abspaltung des reichen Kataloniens ablehnt. Rajoys Regierung in Madrid betrachtet die Unabhängigkeit Kataloniens als unzulässig und stützt sich dabei auf Entscheidungen des spanischen Verfassungsgerichts aus dem Jahre 2006.

Es wird ein spannender Wahlkampf in Katalonien erwartet. Für die großen Parteien hat die Regionalwahl eine große strategische Bedeutung für die politische Zukunft Kataloniens. Die Unabhängigkeitsbewegung der Katalanen kann bei der Wahl ihre Stärke beweisen. Ob nun, wenn sich das Volk für die Unabhängigkeit von Spanien entscheidet, Katalonien wirklich ein eigener Staat wird, bleibt abzuwarten. Interessant ist die Wahl auch im Hinblick auf die spanischen Parlamentswahlen, die Ende des Jahres stattfinden werden.

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