Spanische Polizei deckt auf – IS ändert Rekrutierungsstrategie

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Neue Festnahmen zeigen ein strategisches Umdenken der Terrormiliz „Islamischer Staat“. Die Ausbildung zum Dschihadisten erfolgt den Ermittlern zufolge in den Heimatländern der potenziellen Anhänger.

Die spanische Polizei hat zwei mutmaßliche Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) festgenommen. Sowohl der in Mataró bei Barcelona in Gewahrsam genommene 32-jährige Mann, als auch die in Pájara auf der Kanareninsel Fuerteventura verhaftete 19-jährige Frau stammen aus Marokko. Beide werden verdächtigt, in direktem Kontakt zu den IS-Anführern in Syrien zu stehen. Das Innenministerium teilte mit, dass beide zu einer „hoch qualifizierten Zelle“ angehören. Neben ihren Funktionen als Anwerber von potenziellen IS-Soldaten und Verbreiter von IS-Propagandamaterial über Internetportale sollen sie auch in der Lage gewesen zu sein, Anschläge zu verüben. Den polizeilichen Untersuchungen zufolge habe die Zelle Morddrohungen in Frankreich und Spanien versendet.

Die spanischen Ermittlungen brachten neue Erkenntnisse über die Rekrutierungsstrategie der Dschihadisten. Wurden bislang die Anwärter nach Syrien oder in den Irak in Ausbildungslager gelockt, werden diese nun in ihren Heimatländern angelernt. „Die neuen IS-Kämpfer müssen nicht mehr nach Syrien oder in den Irak reisen, um dort ausgebildet zu werden. Die Ausbildung erfolgt in dem Land, in dem die neuen Dschihadisten wohnen.“ Teilte das spanische Innenministerium am Dienstag mit.

Die in den Vereinigten Staaten ansässige „Soufan Group“, ein Sicherheits-Beratungsunternehmen, veröffentlichte am Dienstag einen Bericht über die Anzahl der ausländischen IS-Kämpfer. Laut dieser Studie reisten zwischen 27.000 und 31.000 Anwärter aus 86 Ländern nach Syrien und in den Irak. Die Berechnungen wurden von Regierungsschätzungen, UN-Berichten und von Forschungsinstituten bezogen. Alleine 5.000 Anhänger reisten aus Europa an, darunter 133 aus Spanien, 1.200 aus dem nahen Marokko und 760 aus Deutschland. Experten zufolge war jedoch die Rekrutierung im Jahr 2014 erfolgreicher. 2015 sei ein Abwärtstrend bei den Ausreisen zu vermerken. Die neuen Erkenntnisse der spanischen Ermittler lassen den Abwärtstrend jedoch in einem neuen Licht erscheinen.

Hintergrund

Seit 2003 beherrscht und unterdrückt die kriminelle und terroristische Vereinigung „Islamischer Staat“ (IS) die Bevölkerung in großen Gebieten im Irak und in Syrien und kleineren Gegenden in Libyen. Nach militärischer Eroberung eines zusammenhängenden Terrains im Nordwesten des Iraks und im Osten Syriens rief der IS am 29. Juni 2014 einen als Kalifat bezeichneten Staat aus. Dieses theokratische Staatsmodell stellt eine islamische Regierungsform dar, bei der die Führerschaft des Kalifen den geistigen und weltlichen Machtbereich umfasst. IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi regiert das Kalifat nach seinen eigenen Vorstellungen von einem „Islamischen Staat“ als selbsternannter Kalif. Um seinen Staat aufzubauen werden in den vom Bürgerkrieg gebeutelten Gebieten, Frauen und Mädchen versklavt, Männer enthauptet und Jungen zu radikalen Soldaten ausgebildet. Verschiedene Menschenrechtsorganisationen gehen von 2500 bis 7000 Verschleppten aus und bezichtigen den IS des Versuches eines Genozids an den Jesiden. Finanziert wird der aufstrebende Staat von Superreichen, durch den Verkauf von geraubten archäologischen Artefakten und Erpressungen. Die Organisation war und ist in verschiedenen Staaten aktiv und beschäftigt sich unter anderem mit der Anwerbung von Mitgliedern, verübt Bombenanschläge und ist im eigenen Interesse an Bürgerkriegen beteiligt. Der UNO-Sicherheitsrat und mehrere Regierungen haben den IS als terroristische Vereinigung eingestuft.

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Foto: Twitter AFP/Soufan Group

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