Die Schnecken sind los

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Gibt es Spargel? Nein Schnecken. Was für den Deutschen die Spargelzeit ist, ist für den Andalusier die Schneckensaison. Hay Caracoles! Es gibt Schnecken!

Gerade ist Halbzeit, noch knapp einen Monat, genauer gesagt bis zum Tag des heiligen Johannes essen die Spanier Schnecken aus dem Glas oder aus der Schale.

Im Mai beginnt die Schneckensaison, im Marokko einen Monat früher. Auch wenn es keiner zugeben möchte, stammen die Schnecken bis Mitte Mai meist aus Marokko, wo sie gezüchtet werden. Medina Sidonia ist in der Provinz Cádiz die Schneckenhochburg, dort treffen sich Sammler, Händler und Käufer. 270 Kilo kann man an einem guten Tag verkaufen, aber auch schon mehr, wobei in einer Bar 350 Kilogramm an einem Tag über den Tisch gehen können.

Schnecken-02Die Schnecken Sammler heißen auf Spanisch „Charangueros“. Seit der Wirtschaftskrise versuchen immer mehr Menschen sich durch den Verkauf durch landwirtschaftliche Produkte, das Überleben zu sichern. Doch es ist harte Arbeit das Land zu durchforsten, welches nicht ihr eigenes ist. Ob Golddistel, wilder Spargel, Rebhühner, Kaktusfeigen oder aber auch Schnecken. In diesem Fall muss schon früh aufgebrochen werden, da die Schnecke im Morgengrauen die Erde verlässt und dem ersten Licht entgegenstrebt. Doch Vorsicht, der Wettbewerb ist groß!

Bedrohung der Schneckenvielfalt

Dieses Jahr sind durch den Regen die Schnecken besonders dreckig, was die Käufer etwas abschreckt, denn die aus Marokko sind schön sauber und je dreckiger, umso länger müssen sie gewaschen werden. Schnecken zu essen ist nicht neu, schon die Römer haben sie verspeist, doch in den letzten Jahren hat sich das Geschäft immer weiter kommerzialisiert. Früher wurde noch für den eigenen Bedarf gesucht, heute ist es ein extremer Markt, der auch bereits eine Bedrohung für manche Schneckenart darstellt.

Die Regierung Andalusiens hat 2006 einen Wegweiser und Gebrauchsführer herausgebracht, um über die wilden Schnecken aufzuklären, und sie identifizieren zu können. Die Arbeit ist Teil des Aktionsprogrammes von 2002, dass für die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Landschnecken in Andalusien sorgen soll und in Zusammenarbeit mit der Stiftung Gypaetus entstanden ist. Laut der Dokumentation lassen sich 115 verschiedene Arten der Weichtiere in dieser Region finden. 12 davon sind noch nicht registriert. Verzehrt wird vor allem die Mittelmeersandschnecke (Theba pisana), oder auch Dünenschnecke genannt, die zur Familie der Schnirkelschnecken (Helicidae) gehört. Sie bevorzugt trockene Standorte in Küstennähe und sitzen oft an Pflanzenstängeln. Aber auch die Schwarzmund-Feldschnecke (Otala lactea) oder die Gefleckte Weinbergschnecke (Cantareus aspersus) landen vereinzelt auf dem Tisch.

Schneckenschmaus

Schnecken essen die Spanier so wie ihre Pipas (Sonnenblumenkerne), das Herauspicken ist ein netter, Zeitvertreib, der nebenbei noch gut nach Natur schmeckt, vor allem die Brühe, das ist das A und O dabei. Die Schnecken selbst haben einen sehr neutralen Geschmack, der Reiz und das eigentliche Geheimnis jeder gastronomischen Stube liegen in der Zubereitung. Fenchel, Thymian Oregano oder Lorbeerblätter sind nur einige der Kräuter, die verwendet werden. Es gibt aber auch, ein fertiges Schneckengewürz zu kaufen, in anderen Regionen werden sie mit Tomaten, Schinken und Zwiebeln zubereitet. 

Eine gesunde Nahrungsquelle sind sie auf jeden Fall. Die Schnecke ist arm an Fett und reich an Proteinen und Mineralien, wie Magnesium, Kalium, gefolgt von Natrium, Calcium und auch Eisen. Eine gesunde, nährwertige, kalorienarme und gut verdauliche Speise.

Die Aufklärung und Bedrohung einiger Schneckenarten sollte jedoch weiter voranschreiten, um ihre Ausbeutung zu verhindern, damit ihre Artenvielfalt weiter garantiert werden kann.

Fotos: Diana Steffens

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