US-Präsident besucht Truppenstützpunkt in Rota

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Amerika

Es sollten knapp 40 Stunden werden, die der US-Präsident in Spanien verbringt, doch nach den Vorkommnissen in Dallas sah sich Barack Obama gezwungen, seinen Besuch auf einen Tag zu reduzieren. Heute Vormittag ist er in Madrid und später in Rota, doch sein Besuch in Sevilla musste ausfallen.

Nach dem NATO-Gipfel in Warschau folgt Obama an diesem Wochenende der Einladung von König Philippe VI., wie das Regierungshaus La Moncloa am vergangenen Freitag noch der spanischen Presse bestätigte. Es ist der erste Besuch eines US-Präsidenten nach 15 Jahren im Land, der letzte amerikanische Präsident war George W. Bush gewesen.

Sein Aufenthalt ist jedoch nicht von langer Dauer. Nach neusten Informationen von El País „Obama acorta su viaje a España por el ataque contra policías en Dallas“ von Marc Bassets, 9. 7. 2016, hat der US-Präsident kurzfristig umdisponiert und landete gestern Nacht in Madrid und nicht wie vorgesehen in Sevilla. Statt der Besichtigung des Alcázars wird Obama den heutigen Sonntagvormittag mit Vertretern der Regierung verbringen und danach den Truppenstützpunkt in Rota besuchen, mit dem er seinen Aufenthalt beendet. Ein Treffen mit Pedro Sánchez (PSEO), Albert Rivera (Ciudadanos) und Pablo Iglesia (Podemos) ist eingeplant.

Base Naval de Rota

Wo einst Tomaten und Kartoffeln angebaut wurden und Tintilla-Trauben reiften, befindet sich seit 1953 ein militärischer Stützpunkt der spanischen Armada und der US-Navy. Ein Zeugnis aus den Zeiten des Kalten Krieges, als Spanien noch nicht der NATO angehörte.

Rota in der Bahía de Cádiz ist der wichtigste der fünf spanischen Marinestützpunkte und neben Morón de la Frontera (Sevilla), eine der beiden Militärbasen, die die US-Streitkräfte heute noch in Südspanien betreiben. Heute beherbergt der Stützpunkt ein Raketenabwehrsystem der NATO und rund 3.000 US-Soldaten mit ihren Familien.

In einer Betragssendung „Comando actualidad – Americanos en la Base de Rota“ vom 20. Februar 2013, gibt die Reporterin Sara Lozano vom Sender Rtve einen Einblick in die Militärbasis von Rota. Man erfährt, dass auf dem Militärstützpunkt nur in Dollar gezahlt wird, dass es ein Krankenhaus, eine Bibliothek, einen Kindergarten, eine Grundschule, eine Oberschule und eine Universität gibt. Auf drei Amerikaner kommen sieben spanische Arbeiter, die zwar angestellt vom spanischen Verteidigungsministerium sind, jedoch aus den Staaten ihr Gehalt erhalten. Die Gehälter sind höher in den einzelnen Berufen als außerhalb des Stützpunktes. Natürlich gibt es auch ein Fitnessstudio und einen Golfplatz. Im Supermarkt dürfen allerdings nur Amerikaner einkaufen, denn dort wird genau das angeboten, was sie auch zu Hause antreffen würden, nur weitaus billiger.

Die Städte Rota und El Puerto de Santa María profitieren von den Mieteinnahmen und Ausgaben der Amerikaner außerhalb der Militärbasis. Die amerikanischen Soldaten erhalten eine Unterstützung bei den Mietkosten, sodass sie im Gegensatz zu einem Spanier im Durchschnitt bis 1500 Euro im Monat zahlen, anstatt 500 bis 600 Euro, heißt es in der Reportage. Es gibt sogar Familien in Rota, die ihr eigenes Haus zur Verfügung stellen und dafür in eine Mietwohnung ziehen.

Insgesamt 600 Millionen Euro jährlich soll das Gebiet an wirtschaftlichen Einnahmen durch den Aufenthalt der Amerikaner erhalten. Die Angaben stammen von den Berechnungen der Militärbasis selbst. Laut El País sind aktuell 1000 Wohnung in Rota von Amerikanern angemietet und 868 Wohnungen in El Puerto de Santa Maria, doch auch Chipiona, Sanlúcar und Jerez profitieren davon.

Laut spanischer Presse gibt es jedoch weiterhin Streitigkeiten um die Gehälter der spanischen Arbeiter vor Ort, da bis Jahr 2000 die Gehälter nicht komplett versteuert werden mussten und sie heute weitaus weniger verdienen als vorher. Weitere Punkte der Auseinandersetzung sind Arbeitsrechte und der Prozentsatz an spanischen Arbeitskräften, der geringer ausfällt als vorgesehen ist.

Ob die Bewohner von Rota den US-Präsidenten heute überhaupt in ihrer Stadt zu Gesicht bekommen werden, ist kaum vorstellbar, aber zumindest gehört die Aufmerksamkeit heute Nachmittag Rota und ihrem Militärstützpunkt, was helfen könnte, gewisse Themen wieder zur Sprache zu bringen.

Foto: Diana Steffens

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