Hunderte Kinder haben in Madrid gegen das angekündigte Ende des Klimaschutzes in der spanischen Hauptstadt protestiert. Die Schüler von mindestens sechs Schulen im Zentrum Madrids sowie zahlreiche Eltern und Lehrer hätten am Mittwoch vor Unterrichtsbeginn gegen die Pläne der neuen konservativen Stadtverwaltung demonstriert, berichteten die Zeitung «El País» und andere Medien.
Die meisten Demonstranten – darunter auch sehr kleine Kinder – trugen Atemschutzmasken. Es gab Pappschilder mit Aufschriften wie «Keine Abgase in meiner Schule.»
Der neue Bürgermeister José Luis Martínez-Almeida hatte angekündigt, dass er das Vorzeigeprojekt seiner linksgerichteten Vorgängerin Manuela Carmena demontieren wolle. Das Klimaschutz- und Verkehrsberuhigungs-Programm «Madrid Central» war erst Ende November in Kraft getreten. Der Politiker der konservativen Volkspartei (PP) ordnete bereits eine erste Maßnahme an: Ab dem 1. Juli soll es keine Geldstrafen mehr für jene Autofahrer geben, die gegen die Beschränkungen verstoßen.
Gegen das Vorhaben des Rathauschefs, der seit Samstag mit Unterstützung der liberalen Ciudadanos und der Rechtspopulisten von Vox regiert, erhoben nicht nur Schüler Protest. Knapp 150 000 Menschen hatten bis Mittwochnachmittag eine Online-Petition gegen das Ende von «Madrid Central» unterzeichnet. Im 472 Hektar großen Sperrgebiet des Projekts, in dem seit gut sechs Monaten nur noch Anwohner und Fahrzeuge des öffentlichen Verkehrs fahren dürfen, seien die Stickstoffdioxid-Emissionen bereits um 38 Prozent zurückgegangen. Das Verkehrsaufkommen auf Hauptstraßen wie der Gran Vía habe sich um 24 Prozent reduziert, heißt es in der Petition.
Die hohe Luftverschmutzung fordert in Spanien nach Angaben von Umweltverbänden jedes Jahr mehr als 30 000 Menschenleben, davon rund 2000 allein in der Hauptstadt. Madrid wurde deshalb mehrmals von der Europäischen Union abgemahnt. (dpa)