Im Prozess um die Gruppenvergewaltigung einer 18-Jährigen hat das Oberste Gericht in Spanien ein früheres Urteil nach Massenprotesten verschärft. Die fünf Täter wurden am Freitag in Madrid zu jeweils 15 Jahren Haft wegen Vergewaltigung verurteilt. Im April 2018 hatte das Landgericht in Navarra gegen die heute 28- und 29-jährigen Angeklagten eine Strafe von neun Jahren Haft wegen sexuellen Missbrauchs verhängt. Das milde Urteil löste in Spanien eine Welle der Empörung aus. Es gab ungewöhnlich scharfe Kritik an der Justiz, auch von Angehörigen der Zentralregierung in Madrid.
Die Richter in Navarra sahen seinerzeit den Tatbestand der Vergewaltigung nicht gegeben, weil es, wie es im Urteil hieß, «weder Schläge noch Drohungen» gegeben habe. Einer der drei Richter wollte sogar einen Freispruch. Die Anwälte des Opfers legten Berufung ein. Dass die Täter damals wegen des Einspruchs unter Auflagen auch auf freien Fuß gesetzt wurden, löste zusätzliche Empörung aus.
Es sei an der Zeit zu überlegen, ob man die Definition von Vergewaltigung im Strafgesetzbuch nicht ändern müsse, sagte zum Beispiel die Verteidigungsministerin der damaligen konservativen Regierung, Maria Dolores de Cospedal. Frauen skandierten nach dem milden Urteil auf unzähligen Großdemos im ganzen Land: «Wenn man uns nicht tötet, glaubt man uns nicht!» Die Bürgermeisterin von Barcelona, Ada Colau, klagte: «Das Urteil spiegelt den Machismus in unserer Gesellschaft wider.»
Im Juli 2016 hatten die fünf Männer die 18-Jährige, die sie kurz zuvor bei Feiern am Rande der Stiertreiben von Pamplona kennengelernt hatten, nach Mitternacht in einen dunklen Hausflur gedrängt. Sie filmten anschließend, wie sie sich an der jungen Frau vergingen und teilten die Aufnahmen per Messenger auch mit anderen. Die Gruppe, die sich «La Manada» (das Rudel) nannte, brüstete sich mit der Tat. Die Männer beteuerten während des Verfahrens, die auf den Aufnahmen passive junge Frau habe entgegen ihrer Aussage freiwillig mitgemacht. (dpa)