Warum Spanien Vorbild bei der Impfung ist

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Während in Deutschland die Impfquote stagniert, und nur 62% der Bevölkerung vollständig geimpft sind, sind in Spanien mittlerweile weit über 70% der Menschen geimpft. Und noch immer ist die Begeisterung für die Impfung groß. Was läuft in Spanien anders?

Am 11.9.21 waren 74,9% der Spanier vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Mit dieser Zahl steht das Land weltweit auf einem Spitzenplatz. Das liegt vor allem an der zentralisierten Organisation der Impfungen. Denn in Spanien muss sich niemand, so wie in Deutschland, selbst um einen Impftermin kümmern. Man wurde entweder vom zuständigen Centro de Salud angerufen oder bekam eine SMS.

Mittlerweile braucht der ungeimpfte „Rest“ fast überall überhaupt keinen Termin mehr. Es gibt sogar 24-Stunden-Impfzentren in Madrid. Die Termine wurden zu Beginn streng nach Alter vergeben. Dadurch wurde man im Freundeskreis auch zur gleichen Zeit geimpft und hat den Gruppenzwang im Freundeskreis erhöht. Außerdem waren die Termine meist nur mit wenigen Tagen Vorlauf vergeben worden, sodass es schwieriger war den Termin zu vergessen.

Diese relativ strenge Strategie der Regierung hat seine Früchte getragen. Mittlerweile ist von den über 12-Jährigen kaum noch jemand ohne Impfung. Wenn Freunde oder Nachbarn zur gleichen Zeit einen Termin bekommen, dann erhöht sich die Bereitschaft zum Impfen gewaltig. Die gesellschaftliche Verantwortung kommt so unmittelbar zum tragen.

Neben der guten Organisation der Impfung in Spanien spielt auch die Familie eine wichtige Rolle. Da Spanier öfter mit mehreren Generationen im selben Haus leben, ist das Verantwortungsgefühl den Älteren gegenüber einfach höher. Niemand möchte verantwortlich sein, seine eigene Großmutter mit Corona anzustecken. Selbst zum Studieren bleibt man lieber in der eigenen Stadt und wohnt dann auch bei den Eltern oder Großeltern.

Zuletzt sei noch gesagt, dass Spanien Ende der 70er Jahre, als in anderen europäischen Ländern die ersten Impfgegner aufkamen, eine Polio-Epidemie dank der Impfungen erfolgreich überstanden hat. So konnten solche Bewegungen in Spanien nur sehr schwer aufkeimen. Niemand stellte damals die Schutzimpfung gegen Polio in Frage. Dieses Bewusstsein hat sich bis heute gehalten. Kaum ein Spanien lehnt nach offiziellen Zahlen die Coronaimpfung ab. Es sollen wohl nur sechs Prozent sein.

Auch die 15-jährige Amelie will die Normalität zurück, erzählt sie, und hat sich auch deshalb impfen lassen. Sie wolle wieder ausgehen und das Leben genießen – mit weniger Risiko für sie selbst und die anderen Menschen. 

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