Ruta de los Pueblos Blancos – Die Weißen Dörfer Andalusiens

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Andalusien ist nicht nur für seine wunderschönen Strände bekannt, sondern auch für seine faszinierende Gebirgslandschaft und Bergdörfer. Die Ruta de los Pueblos Blancos bietet eine tolle Möglichkeit diese weiß gekalkten Dörfer, welche sich an die Felslandschaft schmiegen zu erkunden. Die 19 Dörfer, welche eine faszinierende Geschichte von der ersten Besiedelung in der Altsteinzeit über die Einflüsse der römischen, maurischen und christlichen Epochen bis hin zu den napoleonischen Feldzügen erzählen, können am besten mit dem Auto erkundet werden. Wer die Route mit dem Fahrrad meistern möchte, braucht eine außerordentlich gute Kondition, da die Dörfer auf den Bergwipfeln, teils in 1.300 Metern errichtet wurden. In den einzelnen Dörfern befinden sich gute Unterkünfte, zur Hochsaison sollte jedoch vorreserviert werden. Viele Dörfer wie Olvera, Grazalema oder El Bosque bieten wunderschöne Ausgangspunkte für Wanderungen in den Naturparks Sierra de los Algodonales und Sierra de Grazalema. Arcos de la Fronterra bietet durch die nahe Anbindung von Jerez und Sevilla einen guten Ausgangspunkt für die Ruta de los Pueblos Blancos. Von Malaga kommend, bietet sich Setenil de las Bodegas als erstes Dorf der Route an. Für die ganze Route sollte weit mehr als ein Wochenende eingeplant werden, die einzelnen Dörfer bieten jedoch auch für sich einen tollen Tagesausflug.

Route_weisse_Dörfer 1 Arcos de la Fronterra   8 Grazalema 15 Algodonales
2 Algar   9 Zahara de la Sierra 16 Puerto Serrano
3 Prado del Rey 10 El Gastor 17 Villamartín
4 El Bosque 11 Setenil de las Bodegas 18 Bornos
5 Benaocaz 12 Alcalá del Valle 19 Espera
6 Ubrique 13 Torre Alháquime
7 Villaluenga del Rosario 14 Olvera

Erscheinungsbild

Allen 19 Dörfern ist der blendend weiße Kalkanstrich gemein. Die weiße Tünche dient nicht nur der Ästhetik, sie reflektiert auch Sonnenstrahlen und hält dadurch die Häuser innen kühl. Früher diente der Kalkverputz der Desinfektion, um Epidemien in den dicht bebauten maurischen Siedlungen zu verhindern. Oft säumen die Straßen der eckigen, meist einstöckigen und mit roten Ziegeldächern bedeckten weißen Häuschen, Orangen- und Zitronenbäumchen. Ihr ästhetisches Erscheinungsbild unterstreichen die Dorfbewohner hingebungsvoll mit bunten Pflanzenkübeln, welche sie an die Häuserwände anbringen. Die geschwungenen, gusseisernen Verzierungen vor den Fenstern und Balkonen und die verwinkelten Gassen zeugen von der maurischen Kultur und weisen heute noch eine verblüffende Ähnlichkeit mit den Bergdörfern Marokkos auf. Ebenfalls wie die mit bunt gemusterten Kacheln verzierten Hauseingänge und Innenhöfe.

Geschichte

Die Gegend der Sierra de Cádiz wurde schon in der frühen Altsteinzeit besiedelt. Noch heute sind Teile der prähistorischen Spuren erhalten. So können die Höhlen Cuevas de la Manga in Villaluenga del Rosario, Megalithbauten wie die Dolmen von Alberite in Villamartín, El Charcón in El Gastor und Tomillo in Alcalá del Valle und die prähistorische Nekropole von Fuente de Ramos in Puerto Serrano besichtigt werden.

Viele Ruinen der iberischen und römischen Siedlungen sind ebenfalls erhalten geblieben und zeugen von der Blütezeit des römischen Imperiums. Beispielsweise kann auf dem Felsen von Espera der Übergang von der iberischen Siedlung Cappa, welche in den Fels eingehauen ist, zu der römischen Stadt Esperilla erkundet werden. Auch die iberisch-römischen Städte Carissa Aurelia in der Nähe von Bornos, Iptuci in Prado del Rey, Ocuri in Ubrique und viele mehr können neben der alten Römerstraße durch die Berge auf der Route der Weißen Dörfer erkundet werden.

Im 8. Jahrhundert vernichteten die Mauren das Westgotenreich und eroberten Spanien. Die lange Präsenz der Mauren prägte sowohl das Erscheinungsbild als auch die Kultur der Weißen Dörfer. Heute noch sind zahlreiche Festungen z. B. in Zahara de la Sierra, Olvera, Setenil de las Bodegas, Arcos de la Frontera, Bornos und Ubrique zum Teil erhalten. Jedoch schafften es die Mauren nicht, ihre Stellungen in den nördlichen Randgebirgen zu halten. Von dort aus nahm die Reconquista (Rückeroberung) ihren Ausgang. In diesem sich über mehrere Jahrhunderte (722–1492) hinziehenden und nicht kontinuierlich verlaufenden Prozess wurde der maurische Herrschaftsbereich von den christlichen Reichen nach und nach zurückgedrängt, bis mit dem Fall Granadas 1492 auch das letzte maurische Staatsgebilde auf der Halbinsel verschwand. Nach der Wiedereroberung ließen die Katholischen Könige infolge der spanischen Inquisition Kirchen, prächtige Herrenhäuser und Profanbauten errichten, bei denen sämtliche Baustile vertreten sind.