Das verschwundene Museum von Sayalonga

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Ein andalusisches Bergdorf, wie man es sich schöner nicht vorstellen kann: Das 1.500-Seelendorf Sayalonga liegt inmitten der Berge von Málaga fernab jeglicher größerer Landstraßen.

Bis zur nächsten größeren Straße sind es zwar nur circa 25 Kilometer, jedoch sollte man hierfür gut eine Stunde mit dem Auto einplanen. Durch eng gewundene Bergstraßen kämpft man sich immer weiter in das andalusische Bergland vor, sodass man irgendwann dieses kleine Dörfchen erblickt. Die atemberaubenden Aussichten sind genauso wie die engen Gassen eine Reise Wert.

sayalonga-1Nur die wenigsten Straßen in Sayalonga sind mit dem Auto befahrbar und auch sonst sollte man gute Bremsen und ein wenig Fahrerfahrung besitzen. Die Kupplung wird auch das eine oder andere Mal rauchen, wenn man die steilen Bergstraßen rauf und runter fahren möchte. Der Rest des Dorfes besteht aus Treppen und unglaublich engen Gassen. Die engste Gasse ist sogar nur 56 Zentimeter breit. Auf diese „Sehenswürdigkeit“ weist sogar ein passendes Schild hin.

sayalonga-2Fasziniert davon, wie man es schaffen kann ein komplettes Dorf in eine Gebirgswand zu meißeln, wollten wir natürlich mehr erfahren. Wir kämpften uns von einer Aussichtplattform zur Nächsten vor und lasen brav die zahlreichen Hinweisschilder, welche von der Geschichte von Sayalonga erzählten. Schlachten und Helden hat dieses Dörfchen also auch schon gesehen. Einige dieser Schilder wiesen auch auf ein angebliches Museum hin, auf dessen Suche wir uns machten.

sayalonga-5Die Suche nach diesem Museum passte aber insgesamt eher in die Blogparade von Melanie und Thomas „Pleiten, Pech und Pannen auf Reisen“. Bei „angenehmen“ 35 Grad im Schatten machten wir uns also auf die Suche nach dem Museum. Zum Glück haben die Bürger von Sayalonga vorgesorgt und überall Pfeile und Hinweisschilder installiert, die auf das „Musuem Morisco“ hinweisen. Nur deshalb nahmen wir also in Kauf die vielen steilen Treppen, die Hauptverkehrsadern von Sayalonga, auf- und abzusteigen.

sayalonga-6Keuchend und von der Hitze ein wenig benebelt folgten wir den Pfeilen. Einmal Links, Treppe hoch, nochmal Links, Treppe runter, wieder Links, Treppe hoch und noch einmal Links und die Treppe wieder runter. Schon waren wir nach mehreren Hinweispfeilen, gefühlten tausend Treppenstufen und einem halben Liter Schweiß wieder am Ausgangspunkt. Der ältere Herr, der sich mit dem anderen älteren Herren unterhielt schaute zu uns rüber. Als ob sie ahnen würden, was wir da gerade suchen. Denn die Beiden haben uns bereits einige Male keuchend im Kreis rumrennen gesehen.

Flachsend schoßen uns Gedanken durch den Kopf, ob Touristen in die Irre zu führen eventuell der einzige Spaß sei, den diese Menschen in solch einem verlassenen Gebirgsdorf haben. „Schau Mal, die Nächsten, die in die Falle tappen!“, lachten sie sich wahrscheinlich ins Fäustchen. Auch kamen Erinnerungen hoch wie Asterix und Obelix in dem Haus, das Bekloppte macht, nach dem Passierschein A38 fragten und dabei stundenlang Treppen rauf und runter laufen mussten.

sayalonga-3Egal, dachten wir uns, nächster Anlauf! Irgendwo muss dieses Museum ja schließlich sein. Also folgten wir noch einmal, ein letztes Mal, den Schildern zum Museo Morisco. Und siehe da, bei dieser letzten Route entdeckten wir inmitten der winzigen Gassen eine noch winzigere Gasse, die uns zu einer steilen Wendeltreppe führte. Hier war auch ein weiterer Hinweis auf das Museo Morisco zu lesen. Wir haben zwar noch nicht das Museum gefunden, jedoch waren wir uns sicher, dass wir ihm ein gutes Stück näher waren.

Nach weiteren gefühlten mehreren tausend Stufen Wendeltreppe kamen wir endlich an: Groß prangte das Schild mit den Lettern „Museo Morisco“ über einem in den Berg gemeißelten Häuschen. Die Eingangstür erreichten wir auch. Auf dieser stand jedoch:
Das Museo Morisco ist umgezogen. Bitte in der Bar José Mari fragen!

sayalonga-museumNachdem wir das entsetzte Schweigen überwunden hatten (Wir mussten ja schließlich auch nach Luft schnappen), haben wir uns immerhin köstlich über die Schildbürgerstreiche der Einwohner von Sayalonga amüsiert. Getreu dem Motto: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“ konnten wir einige Minuten köstlich lachen und haben auch noch eine schöne Geschichte mit nach Hause gebracht.

Außerdem ließ uns anschließend der Bademeister des Schwimmbades von Sayalonga noch kostenlos baden, da er uns für die restlichen 20 Minuten der Öffnungszeit nichts berechnen wollte. Hätte die einzige Kneipe von Sayalonga um 20 Uhr noch aufgehabt, dann hätten wir sogar noch etwas für die Wirtschaft getan. So aber blieb uns keine Wahl als unsere Reise durch die Gebirge von Málaga fortzusetzen. Auf der Suche nach weiteren schönen Geschichten aus dem Urlaub…

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4 KOMMENTARE

  1. Hallo Max,

    vielen Dank für diesen wunderbaren Beitrag zu unserer Blogparade. Ich musste beim Lesen wirklich laut lachen, sorry 😉 !

    Vor allem die Stelle mit dem Passierschein A38 – herrlich!

    LG Thomas

  2. Hallo,
    das ist wirklich eine passende Geschichte für diese Blogparade und sehr gut geschrieben. Die Bezeichnung als Schildbürgerstreich oder der Vergleich mit dem Passierschein bei Asterix und Obelix passt da natürlich prima.
    Viele Grüße
    Claudia

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