Sancti Petri

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Wer die gut gefüllten Touristenstrände von Novo Sancti Petri verlässt und sich an die Spitze der Küste begibt, erreicht Sancti Petri, ein verlassenes Fischerdorf. Skurril erscheinen einem die Ruinen der Häuser vor den teils nigelnagelneuen Böötchen, kleinen Yachten und Holzgerippen die einmal zur See gefahren sind.

Sancti Perti war im 19. Jahrhundert ein Mekka für Thunfischfänger. Durch die geographische Nähe zu der Meeresenge Gibraltar, konnten hier zur Laichzeit viele Fische gefangen. Das Dorf auf der Halbinsel wurde 1929 von der Gesellschaft der Almadraba-Thunfischfänger, systematisch rund um eine Konservenfabrik angelegt und diente als Siedlung für rund hundert Arbeiterfamilien. Die Blütezeit von Sancti Petri lag zwischen 1940 und 1956. Damals gab es sogar ein Kino. Die Kinder der Thunfischfänger wurden zweimal in der Woche von einem „reisenden“ Lehrer unterrichtet.

Thunfisch wurde traditionell mit der Almadraba-Methode gefangen und in den Konservenfabriken weiter verarbeitet. Bei der alten Fangart aus dem 18. Jahrhundert wurden Stellnetze mit großen Maschen und Ankern ausgeworfen, so dass eine Art Fischzaun entstand. Von den Booten aus wurden die Thunfische mit Bootshaken von Hand getötet. Nach dieser Fangart wird an der Costa de la Luz nur noch in Barbate, Tarifa, Conil de la Frontera und Zahara de los Atunes gefischt. Das blutige Spektakel ist nicht für jeden Touristen leicht mitzuerleben, jedoch ist diese Fangart schonender für die Meeresfauna als die Methoden des industriellen Fischfangs.

Aufgrund der Almadraba-Krise in den Siebzigern wurde das Dorf aufgegeben. Das spanische Militär machte Sancti Petri zum Übungsplatz. Erst Ende der 90er wurde das Dorf wieder der Gemeine Chiclana de la Frontera überlassen, seitdem findet langsam aber stetig der Wiederaufbau statt.

Der andalusische Künstler Antoni Gabarre hat viele der einsamen Mauern mit seinen Gemälden verschönert und gedenkt an die damalige Fülle an Meerestieren und auch an die verschwundenen Fischer des Dorfes. Läuft man die immer noch prächtige Palmenallee entlang, vorbei an den Ruinen des Rathauses, der Fischkonservenfabrik und der Kirche, kann so mancher in eine melancholische Stimmung verfallen. Die Kirche, damals der „Virgen del Carmen Atunera“ geweiht, ist noch heute das Ziel einer Schiffsprozession, die am 16. Juli jeden Jahres in Barrosa beginnt.

Vor den Toren des Dorfes zeigt Sankt Petrus, der Schutzpatron der Fischer, auf die gleichnamige Insel Sancti Petri. Im richtigen Licht, scheint das Kastell auf dem Wasser zu schweben. Errichtet wurde das Schloss vom 16. bis ins 18. Jahrhundert. Die Grundmauern sind jedoch viel älter, sie stammen von einem Heiligtum des phönizischen Gottes Melkart. Der Stadtgott von Tyros, auch als Herkules bezeichnet, gilt als Schutzgott der Schifffahrt und der Kolonisation, dem die Bezähmung der wilden Stämme an fernen Küsten, die Gründung der phönizischen Tochterstädte, die Einführung von Ordnung und Gesetz unter den Menschen zugeschrieben wird. Auf der Insel Sancti Petri wurden tatsächlich Herkulesstatuen entdeckt, die heute im aufwendig renovierten Schloss besichtigt werden können. Schon Hannibals Vater, Hamilkar Barkas, und Julius Cäsar besuchten die heilige Stätte. Zu erreichen ist die Insel leider nur im Sommer mit dem Schiff oder Kajak.

Strand
Der Playa de Sancti Petri ist ein 1200 Meter langer Naturstrand, der auch bei Windsurfern und Anglern sehr beliebt ist. Hier kann man wunderbar baden oder in einem der Chiringuitos etwas leckeres trinken und essen.

Schiffsausflüge
Von Juni bis September veranstaltet Cruceros Sancti Petri Ausflüge mit verschiedenen Zielen u.a. das Castillo de Sancti Petri und der Naturpark Bahía de Cádiz. Preis p. P. zwischen 10-12 Euro. Anleger im Sporthafen. Tel: 956100324; www.albarco.com

Castillo de Sancti Petri
Zu erreichen mit dem Schiff oder Kajak.
www.castillosanctipetri.es
Eintritt: 5 Euro.

Kajak
Touren durch den Meereskanal zum Castillo de Sancti Petri bietet Sancti Petri Kayak an. Preis p. P. 15 Euro inkl. Eintritt zum Castillo. Containerbüro im Hafen. Mobil-Tel: 676363718; www.sanctipetrikayak.net

Restaurant/ Bar
Im Sporthafen von Sancti Petri reihen sich mehrere Lokale aneinander. Auf der gegenüberliegenden Seite der Halbinsel, am Fischerhafen können gute und günstige Fischtapas in der Bar Flotante eingenommen werden. Am Ortseingang befindet sich das Chiringuito El Bongo, ein im Sommer gut besuchtes Lokal am Strand.

Mein Tipp
Das Caño Chanarro eine Mischung aus Bar und Restaurant, betrieben von der Fischervereinigung Asociación de Pescadores. Ein kulturnahes Lokal mit besonderem Ambiente. Fragen Sie nach dem Tagesfang. Ración um die 8 Euro.


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