Madrider Weihnachtsumzüge: Von den Königinnen, die gerne Könige sein wollen

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Am 6. Januar werden in Spanien die Heiligen Drei Könige verehrt. Umzüge ziehen durch die Straßen, bei denen die verkleideten Heiligen, Geschenke an die Kinder verteilen. Dieses Jahr wurde in Madrid eine Debatte losgerissen, welche die konservativen Vorstellungen der Tradition erschütterte. Neben den zwei männlichen Königen soll auch eine Königin auf den Festwägen die Kinder beglücken. Natürlich mit einem falschen Bart, um der Geschichte treu zu bleiben. Die Angst der Konservativen ist groß vor der Einführung einer Transvestiten-Königin.

Als Jesus geboren wurde, erstrahle ein leuchtender Stern über Bethlehem. Drei Sterndeuter aus dem Morgenland machten sich auf den Weg, um dem Neugeborenen König der Juden zu huldigen. Ihre Geschenke waren die begehrtesten Reichtümer zu dieser Zeit: Weihrauch, Myrrhe und Gold. Die spanischen Kinder werden noch heute am Heiligen Drei Königstag beschenkt. Am 5. Januar ziehen prachtvoll geschmückte Festwägen durch die Straßen, auf denen die Drei Heiligen Könige Süßigkeiten an die Kinder des Landes verteilen. Die Wanderung der Heiligen Drei Könige symbolisiert gleichzeitig auch den Glauben an den Messias. Denn ohne den Glauben, dass ein neuer König geboren wurde, wären Caspar, Melchior und Balthasar nicht aufgebrochen.

In diesem Jahr sollten in zwei Stadtvierteln von Madrid neben den zwei männlichen Königen auch eine weibliche Königin, bei den Cabalgata de Reyes Magos, die Süßigkeiten auf den Straßen verteilen. Die Organisatoren in San Blas-Canillejas und Puente de Vallecas wollten sich eigentlich nur der modernen Zeit anpassen. Doch jetzt brennen die Debatten in der Medienlandschaft über Gender-Mainstreaming, Neuinterpretation der Heiligen Schrift und die „richtige“ Verwendung von Steuergeldern. Dabei sollte die verkleidete Königin sogar einen Bart tragen und damit einen der drei Könige verkörpern.

Eigentlich wollten die Organisatoren nur die Verkörperung von männlichen Figuren in der Geschichte auch für Frauen zugänglich machen. Ob sich jetzt Männer oder Frauen als Heilige verkleiden, sollte eigentlich keinen Unterschied machen, da die Darstellung des Heiligen doch im Vordergrund steht. Dass die Heiligen Drei Könige Männer waren, steht in den Überlieferungen geschrieben. Die Übereinstimmung von Überlieferung und Realität ist schwer zu überprüfen und für die Überlieferung selbst irrelevant. Dass die Festtagsumzüge von den Steuerzahlern getragen werden, ist gesetzlich festgelegt. Wie die Steuergelder verwendet werden, wird von den Organisationskomitees entschieden und liegt nicht mehr in den Händen der Steuerzahler.

Die konservative Regierungsstatthalterin María Concepción Dancausa Treviño hält nichts von der Aktion Frauen als Männer zu verkleiden und sieht die christliche Tradition zu einer Transvestitshow verkommen. Ihre Sorge gilt den Kindern, welche durch die Abweichung der Tradition verwirrt sein und vor der verkleideten Königin weglaufen könnten. Dabei tragen die Kinder, egal ob Mädchen oder Jungen schon die ganze Weihnachtszeit über ihre selbstgestalteten Kronen und fiebern dem spanischen Weihnachtsfest entgegen. Nur die Erwachsenen streiten sich mal wieder und verkennen die eigentliche Essenz der Weihnacht.

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