Dank einer Gesetzesänderung in Spanien darf die Fläche von abgebrannten Wälder ab diesen Sommer wieder regulär für Bauprojekte genutzt werden.
Während der Immobilienblase war es in Spanien lange Zeit üblich Wälder abzubrennen, damit auf dessen Fläche Siedlungen errichtet werden konnten. Im Interesse des Naturschutzes wurde dies jedoch im Jahr 2005 untersagt. Die damals sozialistische Regierung verabschiedete ein Gesetz, welches besagte, dass abgebrannte Flächen 30 Jahren lang für nichts anderes außer der Wiederaufforstung genutzt werden dürfen. Damit wurde den Brandstiftern die Attraktivität ihrer Vorhaben genommen und die Waldbrände gingen sichtlich zurück.
„öffentliches Interesse“ zählt
Genau diese Regelung hat nun die konservative Regierung unter Mariano Rajoy wieder gekippt. Abgebrannte Gebiete können nun wieder bebaut werden, falls es „im öffentlichen Interesse“ liegt. Mit dieser schwammigen Formulierung sind Missbräuchen die Türen wieder ganz weit geöffnet worden. Die Regionalregierungen, die in zahlreiche Korruptionsskandale verwickelt sind, entscheiden nämlich im Zweifel was denn nun „öffentliches Interesse“ ist.
Die Partido Popular verteidigt sich gegen die Vorwürfe der Opposition und sagt, dass die Nutzung von abgebrannten Flächen auch weiterhin für 30 Jahre untersagt sei. Nur in Ausnahme werde eine andere Nutzung gestattet. Damit solle Rücksicht auf die besonderen Umstände der Landbesitzer genommen werden.
Spaniens Umweltorganisationen hingegen laufen Sturm. Die PP-Regierung und insbesondere die Umweltminister Arias Cañete und dessen Nachfolgerin Isabel García Tejerina hätten in den letzten vier Jahren alle Fortschritte im Sachen Umweltschutz der letzten 20 Jahre zunichte gemacht. Sowohl die Küstenschutzgesetze, als auch die Regelungen für Naturschutzgebiete wurden gelockert. In einer gemeinsamen Erklärung mehrerer Umweltschutzorganisationen heißt es: „Dass nun auch noch auf abgebrannten Waldflächen wieder gebaut werden dürfe, zeige wie wenig sich die aktuelle Regierung für den Umweltschutz interessiere. Es werden nur Privatinteressen unterstützt“
Experten erwarten nun, dass Spanien einen gefährlichen Brandsommer erleben wird. Viele Landbesitzer werden sich nun noch schnell als Brandstifter üben, da im Herbst die PP bei den Parlamentswahlen wahrscheinlich abgewählt wird. Das abgebrannte Land kann noch auf die Schnelle an Großinvestoren verkauft werden, die Siedlungen bauen möchten. Der Rekord bei den Waldbränden von 2005 könnte in diesem Jahr sogar noch übertroffen werden.