Beamter erhält 14 Jahre lang volles Gehalt ohne zu arbeiten

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Spanien Geld

Der Beamte aus Cádiz wurde wegen Betruges mit einer Geldstrafe von 27.000 Euro belegt, da er 14 Jahre lang nicht an seinem Arbeitsplatz erschienen war. Der Betroffene sieht sich selbst als „Mobbing-Opfer“.

Der Ingenieur Joaquín García war als technischer Leiter im Umweltamt von Cádiz beschäftigt.

Wäre die Geschichte des unsichtbaren Beamten einige Tage früher ans Licht gekommen, hätte man sie sicherlich in den Karnevalsdarbietungen thematisiert. Man hätte ein Lied verfasst, in dessen Text es um einen Ingenieur geht, der sechs Jahre lang nicht an seinem Arbeitsplatz erscheint und dabei von niemandem vermisst wird. Monatlich erhält er ein Gehalt fürs Nichtstun, nämlich 37.000 Euro brutto pro Jahr.

Im Jahr 2010 fragt dann im Ayuntamiento doch mal jemand nach Joaquín und der Beamte wird gefeuert und mit einer Geldstrafe von 26.920,93 Euro belegt. Das entspricht seinem Netto-Jahresgehalt und somit dem einklagbaren Höchstbetrag. In der letzten Strophe ginge es um das Urteil des obersten Richters Contencioso, der dem Konsistorium im Berufungsverfahren recht gibt und die Geldstrafe bestätigt.

Der Beamte, um den es hier geht heißt Joaquín García. Er ist 69 Jahre alt und seit einigen Jahren pensioniert. Laut der Zeitung El Mundo streitet er alles rigoros ab. Er fühlt sich als Opfer in einem Mobbingfall. Er beharrt darauf, dass ihm das Ayuntamiento absichtlich einen Arbeitsplatz ohne Aufgabe zugeteilt habe und er trotzdem immer wieder an seinem Arbeitsplatz aufgetaucht sei um seine nicht vorhandene Arbeit zu erledigen. Er beklagte sich sehr, dass die Richterin ihm während der Verhandlung nicht einmal die Gelegenheit gegeben habe, sich zu äußern. Dass er ein Gehalt fürs Nichtstun erhalten hat, bestätigte er jedoch.

Die Geschichte begann 1990. In diesem Jahr wurde Joaquín García Mitarbeiter im Konsistorium. Sein Schwager Fermín Moral kandidierte damals für die PSOE für das Bürgermeisteramt. Bis dato hatte Joaquín für das Privatunternehmen Dragados in Algerien und Venezuela gearbeitet. Das Ayuntamiento, das damals unter sozialdemokratischem Regiment stand, ernannte ihn zum technischen Direktor im Umweltamt. Diese Stelle behielt er bis 1996.

„Wir schickten ihn zu Aguas de Cádiz, das von der Gemeinde verwaltet wird, damit er von dort aus die Bauarbeiten an der Kläranlage La Martona überwacht“, erklärt Jorge Blas Fernández, der zwischen 1995 und 2015 Bürgermeister von Cádiz war. Momentan ist er Senator für die PP und leitete die Untersuchungen gegen Joaquín García ein.

Woran arbeiten Sie im Moment?

„Man wies ihm ein Büro im Verwaltungsgebäude von Aguas de Cádiz zu und dort blieb er dann“. Eines Tages (mehr als ein Jahrzehnt später) erinnerte ich mich an ihn und dachte: “Was ist wohl aus diesem Mann geworden? Ob er noch dort arbeitet? Ist er schon in Pension gegangen, oder gar gestorben?. Nachdem ich festgestellt hatte, dass er noch auf der Gehaltsliste stand, bin ich der Sache nachgegangen. Ich rief bei Aguas de Cádiz an und man sagte mir, dass sie von nichts wüssten, sie hätten geglaubt, er sei zum Ayuntamiento zurückgekehrt. Da rief ich ihn direkt an. Er erzählte mir, er habe einige Tage Urlaub genommen, um ein paar Angelegenheiten zu klären. Ich bat ihn in mein Büro zu kommen. Dort stellte ich ihm einige Fragen auf die er keine Antworten wusste: Woran arbeiten Sie im Moment? Was haben Sie gestern gemacht? Letzten Monat?“.

Die Untersuchungsakten beinhalten die Aussage des inzwischen verstorbenen damaligen Leiters von Aguas de Cádiz, Aurelio Vélez. Er hatte sein Büro gegenüber von Joaquín und sagte aus, dass er ihn seit Jahren nicht gesehen habe.

Aus der Sicht von Joaquín Garcías und ihm nahestehenden Personen war allerdings alles ganz anders. Aus einem Brief an den amtierenden Bürgermeister von Cádiz mit der Bitte um den Erlass der Geldstrafe, geht hervor, dass er aus seiner Sicht von Seiten der PP gemobbt wurde. Man hätte ihn 1995, als sie ins Rathaus einzogen, „loswerden wollen“. Ein Jahr später habe man ihn nicht wie vereinbart mit der Aufsicht über LA Martona betraut, sondern über die Kläranlage von Cádiz-San Fernando, die sich damals noch im Bau befand und noch Jahre bis zur Fertigstellung brauchen sollte. Also „gab es nichts zu tun“.

Schenkt man dieser Version Glauben, war der Beamte nicht nur sechs Jahre ohne einen echten Arbeitsplatz, sondern 14, zwischen 1996 und 2010. Dann erst leitete das Ayuntamiento rechtliche Schritte ein. Während dieser Zeit verbuchte er fast eine halbe Million Euro auf seinem Gehaltskonto.

„Ich habe eine Familie zu ernähren“

Joaquín Garcías Umfeld betonte, dass er sehr wohl ins Büro gegangen sei – zwar nicht von 8:00 bis 15:00, aber doch täglich“. Er habe sich vor allem der Lektüre gewidmet, unter anderem sei der Philosoph Spinoza sein Spezialgebiet geworden. Seine Arbeitssituation sei für ihn wahrlich kein Zuckerschlecken gewesen, sogar einen Psychiater habe er aufsuchen müssen. Warum er nicht kündigte? Er hatte „schließlich eine Familie zu ernähren“ und „fürchtete in seinem Alter keine Arbeit mehr zu finden“.

Wir fragten Jorge Blas Fernández wie es möglich sein kann, dass ein Mitarbeiter des Ayuntamiento keinerlei Kontrolle unterliegt. Er antwortete: “Wir dachten, der Geschäftsführer von Aguas de Cádiz hätte ihn im Blick. Dem war aber nicht so. Das merkten wir allerdings erst, als wir ihm eine Auszeichnung für seine treuen Dienste über 20 Jahre verleihen wollten.“

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