Die Ärztekammer von Cádiz verkündete am gestrigen Día Nacional contra las Agresiones en el Ámbito Sanitario (Nationaler Tag gegen Aggressionen im Gesundheitswesen) einen traurigen Rekord. Ein Drittel aller im Jahr 2015 in Andalusien verzeichneten Übergriffe auf Ärzte fanden in Cádiz statt.
Mit 22 Übergriffen auf Ärzte des öffentlichen und privaten Gesundheitswesens steht Cádiz an der Spitze der andalusischen Provinzen. Schauplatz der Aggressionen waren in der Mehrzahl öffentliche Gesundheitszentren und Krankenhäuser und bei den Angreifern handelte es sich sowohl um die Patienten selbst als auch um Familienangehörige und andere Begleitpersonen. Spanienweit ist im Jahr 2015 mit 361 Fällen ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr 2014 zu verzeichnen (344 Fälle); wobei auf die Provinz Cádiz dreimal so viel Fälle entfallen wie auf den Durchschnitt der spanischen Provinzen.
Die Daten der Central Sindical Independiente y de Funcionarios (CSIF – Unabhängige Gewerkschafts- und Beamtenzentrale) sind nicht weniger beunruhigend. Insgesamt hat die Gewerkschaftszentrale im letzten Jahr in Cádiz 104 Fälle von physischen oder verbalen Angriffen gegen Personal des öffentlichen Gesundheitswesens verzeichnet. Betroffen waren in der Mehrheit Ärzte, Krankenschwestern und – pfleger sowie sonstiges Pflegepersonal aber auch Verwaltungsangestellte und Fachärzte befinden sich darunter. Diese Daten wurden der Gewerkschaftszentrale seitens des Servicio Andaluz de Salud (SAS – Andalusischer Gesundheitsdienst) zur Verfügung gestellt. In ganz Andalusien wird die Zahl der Übergriffe mit 935 angegeben.
In den meisten Fällen waren die Patienten oder deren Angehörige schlicht verärgert über die langen Wartezeiten oder unzufrieden mit der Behandlung der Ärzte. In einigen Fällen löste die Weigerung des Arztes ein bestimmtes Medikament zu verschreiben die Aggression aus – in anderen wiederum ist gar kein spezieller Auslöser auszumachen. Laut Information der Ärztekammer haben 70 Prozent der Ärzte während ihrer beruflichen Laufbahn Erfahrungen mit verbalen oder physischen Angriffen gemacht. Die Ärzte weisen auf die Wichtigkeit hin auch verbale Angriffe wie Beleidigungen oder Bedrohungen zur Anzeige zu bringen; die Dunkelziffer sei sehr viel höher als die offiziellen Zahlen.
Die Ärztekammer fordert, dass Angriffe auf Personal des Gesundheitswesens als soziale Gewalt behandelt und strafbare Handlungen gegen die Autorität im öffentlichen und privaten Bereich rechtlich gleichgestellt werden. Nach Art. 550.1-2 des Strafgesetzbuches gelten Staatsbeamte als Autorität; dieser Artikel ist somit auch auf Ärzte, die ihre Dienstleistungen im Rahmen des nationalen Gesundheitssystems (Sistema Nacional de Salud – SNS) erbringen, anwendbar. Ausgenommen sind nach wie vor die Privatärzte. Zudem fordert die Kammer weitere Sensibilisierungs- und Aufklärungsmaßnahmen sowie schnelle, beispielsetzende Gerichtsverfahren.