Nach Schätzung der Weltgesundheitsorganisation sind 90 Prozent aller Todesfälle durch Lungenkrebs und 30 Prozent der Todesfälle durch alle anderen Krebsarten auf den Genuss von Tabakprodukten zurückzuführen. Eine Kanzlei aus Huelva plant nun die „Komplizen“ dieses Lasters in der spanischen Regierung zu verklagen.
Die Kanzlei Osuna mit Sitz in Huelva vertritt mehr als ein Dutzend von den Konsequenzen des Tabakkonsums betroffener Bürger Huelvas und anderer Provinzen in einer Sammelklage gegen die Gesundheitsbehörden des Staates und die jeweiligen Regionalregierungen, denen „Passivität und Nachlässigkeit“ in der Kontrolle dieses Produktes vorgeworfen wird. Bei den Klägern handelt es sich nach Auskunft des Rechtsanwaltes Fernando Osuna um Personen, die als Konsequenz des Tabakkonsums Familienangehörige verloren haben oder die selbst betroffen sind und mit bösartigen Tumoren oder anderen schweren Pathologien kämpfen.
Nach Auffassung der Kläger machen sich jene, die hohe Ämter im Gesundheitsministerium oder im Wirtschafts- und Finanzmisterium bekleiden, zu Komplizen der Tabakindustrie, weil sie zulassen, dass den Zigaretten diverse gesundheitsschädliche und süchtig machende Substanzen zugesetzt werden. Darüber hinaus, erklärte Osuna, gehöre es zu den Aufgaben des Gesundheitsministeriums über die Gesundheit der Spanier und insbesondere der Jugendlichen zu wachen, um diese vor der Abhängigkeit zu bewahren. Aus Sicht der Betroffenen sei es vollkommen intolerabel, dass der Staat in einer Angelegenheit mit derartigen sozialen und gesundheitlichen Auswirkungen einfach in die andere Richtung schaue und den dank des Tabakkonsums erzielten Steuereinnahmen – die etwa 80 Prozent des Preises der Tabakprodukte ausmachen – Priorität vor der Gesundheit der Spanier einräume.
Eine Zigarette enthält fast 300 verschiedene Gifte und Suchtstoffe
Es sei ferner bekannt, dass der Tabakkonzern Altadis gegenüber dem Gesundheits- und Verbraucherministerium zugegeben habe, dass in einer Zigarette im Durchschnitt insgesamt 289 giftige und süchtig machende Stoffe wie Ammoniak (führt zu schweren Problemen in Augen, Nase, Hals und Bronchien), Wasserstoffcyanid (in Rattengift enthaltene Substanz), Aceton (in Nagellackentferner enthaltene Substanz), Toluol (in Farbe enthaltenes Gift) oder Phenol (in Düngemitteln verwendet) enthalten sind. Aus diesem Grund, so erklärt der Anwalt der Kanzlei Osuna Miguel Ángel Muñoz, würden die verschiedenen Klagen von Berichten von Kardiologen, Lungenfachärzten, Onkologen und Hausärzten sowie entsprechenden Studien der Internationalen Vereinigung gegen Krebs und der Weltgesundheitsorganisation begleitet werden.
Fernando Osuna erläuterte, dass die Gesundheitsbehörden die hohen Kosten vergessen würden, die als Konsequenz des Tabakgenusses auf die verschiedenen Einrichtungen zukämen und – was schlimmer sei – die zahlreichen Leben, die der Tabakkonsum jedes Jahr insbesondere durch Krebserkrankungen, Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und Atemwegserkrankungen koste. Die Kläger seien bereit einen mühseligen Kampf vor Gericht auszutragen, damit diesem sozialen Makel ein für alle mal ein Ende gesetzt werde, betonte der Anwalt, der zudem bekannt gab, dass es sich bei den Beklagten um Inhaber hoher Ämter im Gesundheitsministerium und den jeweiligen Autonomen Gemeinschaften, aus denen die Betroffenen kommen, handeln werde. Diese sollen Unterlassungsdelikten nach Art. 450 des spanischen Strafgesetzbuches beschuldigt werden, da sie ihrer Pflicht Straftaten zu verhindern oder deren Verfolgung voranzutreiben nicht nachgekommen seien. Die erste Klage, die Auftakt eines harten Rechtsstreites im Sinne David gegen Goliath sein wird, soll Ende April oder Ende Mai in Huelva eingereicht werden.