Gewaltiger Pilgerort
Die PSOE-Regierung um Pedro Sanchez möchte nun möglichst schnell Fakten schaffen und die Gebeine des Diktators aus dem „Tal der Gefallenen“ (Valle de los Caidos) wegschaffen. Sie sollen an einem weniger auffälligen Ort beigesetzt werden. Sanchez kündigte bereits an, dass dies zügig geschehen werde.
Dadurch soll verhindert werden, dass das Mausoleum zu einem Pilgerort von Neofaschisten werden. Die rechtliche Grundlage wurde am Donnerstag geschaffen. Auch wenn es bereits seit Jahren Pläne für die Umsetzung der Grabstätte gebe, so habe es bisher immer an der politischen Entschlossenheit gefehlt.
Noch zu Lebzeiten errichtet
Verwunderlich ist das Hin und Her nicht; der Umgang mit dem „Valle de los Caidos“ ist reichlich kompliziert. Franco ließ die Anlage mit dem mehr als 150 Meter hohen frei stehenden Steinkreuz und einer riesigen in den Fels gehauenen Kirche noch zu Lebzeiten errichten.
Dass bei den Bauarbeiten Tausende republikanische Zwangsarbeiter unter unmenschlichen Bedingungen schuften mussten, ist nur ein Teil des historischen Ballasts. Hinzu kommt, dass in einer Gruft die Gebeine Zehntausender Soldaten liegen. Viele wurden anonym bestattet. Doch längst nicht alle waren Franco-Anhänger. Unter den Toten sind auch viele Republikaner.
Obendrein handelt es sich um geweihten Boden. Die Kirche mit Francos Gebeinen wurde 1960 von Papst Johannes XXIII. zur Basilika erhoben. Für die Verwaltung sind die Mönche einer Benediktinerabtei zuständig, die sich ebenfalls auf dem Gelände befindet.
Opposition spricht vom Aufreißen alter Wunden
Die katholische Kirche hat folglich in Sachen Exhumierung ein Wörtchen mitzureden. Obwohl etliche der ansässigen Benediktiner gegen eine Störung der Totenruhe sind, ist von der Kirche kaum mit Widerstand zu rechnen. Madrids Kardinal Carlos Osoro signalisierte bereits, dass er „keinerlei Interesse“ habe, sich gegen das Vorhaben zu stellen.
Die Opposition wirft der Regierung vor, mit der Aktion von wichtigeren Problemen ablenken zu wollen. „Ich würde keinen einzigen Euro dafür ausgeben, Franco auszugraben“, sagte Pablo Casado, Chef der konservativen Volkspartei. Es sei „unverantwortlich, bereits geheilte Wunden wieder aufzureißen“.