Das war die Madrugá in Sevilla

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Es ist Mitternacht in Sevilla. Die Sterne glänzen vom Himmel auf eine maurisch anmutende, mit Orangen Blüten und Weihrauch geschwängerte Stadt im Süden Europas. Es ist Vollmond und Karfreitag; die Nacht der „Madrugá“.

Eine riesige, aber auch ruhige, fast entspannt und freudig wirkende Menschenmenge wartet still und andächtig. Kinder kuscheln sich an Ihre Väter oder Großmütter. Hübsch und festlich gekleidete Frauen mit dem „Mantilla“ Haar Kamm und schwarzen Schleiern tuscheln leise miteinander. Die ganze Stadt ist wach und trifft sich auf dem „Paso“ (Kreuzgang).  Es gibt sogar Ehrentribünen und tausende von Sitzreihen mit Klappstühlen. Spannung liegt in der Luft. Bis zu einer Million Menschen sind in der Stadt, wenn die Bruderschaften der Stille, El Gran Poder, El Calvario, los Gitanos, la Esperanza de Triana und la Macarena ihre Prozession zur Giralda der Kathedrale im Herzen Sevillas  ihren Weg antreten. Und dann passiert es.

Die Macarena

Im Mondlicht tanzend erscheint das silberne, schwere Leitkreuz der größten und bekanntesten Prozession Spaniens und der Semana Santa. Der Macarena. Es ist die größte Brüderschaft in Sevilla. Der Ursprung der Semana Santa  liegt im Jahr 1521.  Fadrique Enríquez de Ribera, der erste  Marquis von Tarifa richtete nach seiner Rückkehr aus dem heiligen Land einen Kreuzweg ein. Die Passionen der Semana Santa markieren die Stationen dieses Kreuzwegs jedes Jahr aufs neue.

Es folgen die „Nazarenos“, mit spitzen Kapuzen und schweren Kerzen, schreiten sie in Zweierreihen langsam im Takt der Trommeln dahin. Ein wenig unheimlich wirken sie. Diese „Capirotes“,  die aussehen wie riesige Zipfelmützen, dienen bei den Prozessionen der Semana Santa die Anonymität der Büsser zu waren.DSC_1601

Und dann erscheint sie. AL CIELO CON ELLA- (In den Himmel mit ihr) heißt es, wenn die Heilige Maria von mehr als 16 Männern auf deren Nacken getragene, und mit Blumen und Kerzen geschmückte Bare gestemmt wird. Dann wird sie lebendig. Die Jungfrau Maria. Ihre Tränen glänzen im Licht des ersten Frühjahr Vollmondes. Ihre Aura  ist geheimnisvoll. Sie geht durch Ihr Volk- und sorgt für Wellen des Jubels und der Begeisterung. „Guapa“ (Schönheit) rufen sie- denn für die Sevillana ist sie nicht nur christliche Jungfrau, es scheint sie ist die Göttin Sevillas. Nicht nur ihre Krone ist  aus millionenschweren Gold- sie trägt auch einen arabischen Prinzessinnen Namen: La Macarena.

Es ist Samstag morgen- auch heute werden Bruderschaften ihren Weg ziehen, wer es noch nicht gesehen hat, die schaurig schönen Kapellen vernommen, den Heiligen in ihrem Wiegeschritt bestaunt, die Herzenswärme und Begeisterung der Massen gespürt hat- noch ist Zeit. Zeit, mit dem Leihwagen oder Bus Sevilla zu besuchen. Einzig die Macarena, sie ist bereits zurückgekehrt in Ihre Kirche, in die Kathedrale Sevillas. Sie wirkt erschöpft, fast blass, aber auch sie wird Ihren „Paso“ wieder antreten. Bei der nächsten Karwoche. Und durch die Straßen wird es wieder hallen, und der Himmel wird wieder in Sevilla sein:

Al cielo con ella!

 

 

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