Wer an diesem Brückenwochenende sich gefragt hat, für welches der kulturellen Angebote er sich entscheiden soll, stand nicht alleine da. So groß war die Auswahl! Gleich sechs Ferias zeitgleich in Andalusien (Sanlúcar la Mayor, Dos Hermanos, Charches, Rota, Jerez de la Frontera und El Puerto de Santa María), das Surffest in Sancti Petri, das Musikhighlight Freek Fest in El Puerto und die Feierlichkeiten der Kreuzauffindung, die vor allem in Córdoba und Granada besonders prachtvoll gefeiert werden. Die Qual der Wahl!
Mit der Walpurgisnacht wird der Monat Mai eingeläutet und ab dann beginnt der Tanz. Bunte geschmückte Maibäume und Volkstänze feiern den Anbruch der warmen Jahreszeit. Es wird der Genuss am Leben zelebriert – gesungen und gelacht. Schon die Römer und Griechen feierten das Frühlingsfest als Zeichen der Ehrung ihrer Blumengöttin Flora.
Cruces de Mayo
Die Spanier fügten dem Fest ihren christlichen Glauben hinzu und beginnen den Mai seitdem mit einem Tanz unter blumengeschmückten Kreuzen. Die Cruces de Mayo gehören vor allem in Córdoba und Granada zu den schönsten ihrer Art. Fast jede Pfarrgemeinde hat vor der Pforte ihr eigenes Kreuz aufgestellt, das meist mit roten oder weißen Nelken geschmückt ist. Aber auch in manch einem Innenhof können großzügig dekorierte Kreuze gefunden werden. Liebevoll erarbeitete Kompositionen mit Blumentöpfen ausgeschmückt und verschiedenen Beistellungen, wie Brot, Olivenöl und Schinken sowie Kreuze aus Tomaten sind nur einige der Handwerksarbeiten, die beim Kreuzfest bestaunt werden können. Es hat sich, wie beim Maibaum in einer Art Wettbewerb verwandelt, das schönste Kreuz herzurichten, welches dann am 3. Mai, den Tag des Heiligen Kreuzes, ausgezeichnet wird. In Córdoba sind es dieses Jahr 52 Kreuze, die sich über Alt-und Neustadt verteilen.
Die Cruces de Mayo basieren auf der Gedenkfeier der Bergung des Kreuzes von Jesu Christi. Der römische Kaiser, Konstantin der Große soll seine Mutter Helena beauftragt haben, das Kreuz Christi in Jerusalem zu finden. Helena, die später heiliggesprochen wurde, fand das Kreuz und zerbrach es in drei Teile. Eins blieb in Jerusalem und wurde von Maurern (Handwerkern) vergraben, das zweite Stück soll sie ihrem Sohn geschickt haben und das dritte nahm sie mit nach Rom. In Mexiko huldigen die Maurer diesen besonderen Tag mit einer Prozession, um Schutz für sich selbst und ihre Arbeitsstelle zu erbitten. Eine Legende, die als nicht bestätigt gilt.
In Córdoba wird das Fest der Kreuzauffindung schon 996 im Kalender erwähnt, welches sich in der heutigen Zeit mehr und mehr zu einem kommerziellen Volksfest entwickelt hat. Rund um das festlich geschmückte Kreuz werden auf großen und kleinen Plätzen Zelte und Bühnen aufgebaut, spanische Volksmusik ertönt, das Bier und der Montilla (trockener Sherry ähnlicher Weißwein) fließen und hier und da gibt es am Abend Flamenco Aufführungen zu bewundern. Die kleinen Kinder sind herausgeputzt und tragen Flamencokleider. Manche reichen ihren selbst gebastelten Karton mit einem Kreuz herum, um Geld zu sammeln für ihr Maikreuz.
Batalla de las Flores
In Córdoba ist ein besonderer Höhepunkt dieser Tage die Blumenschlacht, la Batalla de las Flores, wie die Einheimischen sie nennen. Es handelt sich dabei um einen Festtagsumzug von blumengeschmückten Wagen, auf denen Frauen, ihr Publikum mit Nelken bewerfen, welche wiederum zurückgeworfen werden. Schauplatz ist der Paseo de la Victoria, wo um 12 Uhr mittags der Umzug beginnt. Über zwanzig Wagen geschmückt mit den Symbolen Córdobas, wie die Hufeisenbögen, der Moschee-Kathedrale oder Rafael, der Schutzpatron der Stadt ziehen die Straßen hinab.
In der Provinz Cádiz wird der Kreuzauffindung ebenso gehuldigt. Hier errichtet die Nachbarschaft, Vereine oder Bruderschaften in ihren Innenhöfen ein blumengeschmücktes Kreuz, welches zur Schau gestellt wird und gleichzeitig einen Blick in den Patio des Hauses gestattet. Der Bürgermeister würdigt die Zusammenarbeit mit seinem Besuch.
Fotos: Diana Steffens