Wem gehört die spanische Sonne? Steuern auf Solaranlagen bereits in diesem Jahr

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Solarzellen in Spanien

Die spanische Regierung plant ab diesem Jahr Privathaushalte für die Installation von Aufdach-Solaranlagen zu besteuern. Wo es in anderen Ländern noch Subventionen gibt, muss der spanische Selbstversorger zukünftig im Durchschnitt 129 Euro pro Solaranlage und Jahr bezahlen.

Wer mit dem Zug durch Deutschland fährt, stellt schnell fest, dass es kaum noch Einfamilienhäuser gibt, die keine Solaranlagen auf dem Dach installiert haben. Trotz des ewig schlechten Wetters setzen viele Hausbesitzer, auch dank der großzügigen Einspeisevergütungen, auf Solarzellen. Da sollte man doch eigentlich davon ausgehen, dass es auch in einem sonnenreichen Land wie Spanien eine entsprechende Bewegung gibt. Fährt man jedoch an den spanischen Küsten entlang, wird man schnell feststellen, dass dies nicht der Fall ist. Nur vereinzelt können einzelne Solaranlagen auf den Dächern entdeckt werden. Und diese dienen noch nicht einmal der Stromerzeugung, sondern lediglich der Gewinnung warmen Wassers.

Nun soll ab diesem Jahr sogar noch ein neues Gesetz in Kraft treten, welches auf bereits installierte Solaranlagen eine Steuer erhebt, die sich nach der Größe der Solaranlage richtet. Dieses Gesetz muss zwar noch vom Senat bestätigt werden, aufgrund der Mehrheitsverhältnisse ist jedoch davon auszugehen, dass das auch so geschieht. Mit dieser Maßnahme möchte die Regierung (Partido Popular) die klammen spanischen Steuerkassen füllen und zugleich auch Auflagen der Europäischen Union erfüllen, die den Staat aufgrund der Hilfspakete des europäischen Rettungsschirmes zu Sparmaßnahmen zwingen. Außerdem hat der spanische Staat mit rund 26 Milliarden Euro auch noch immense Schulden bei den Stromerzeugern, die laut der Nachrichtenagentur Reuters jährlich sogar um fünf Milliarden Euro ansteigen. Das neue Gesetz dient also ebenfalls dem Schuldenabbau den Erzeugern gegenüber.

Amortisierung in 17 anstatt in fünf Jahren

Für den spanischen Endverbraucher, der bereits Solaranlagen installiert hat, um sich selbst mit Strom zu versorgen, bedeutet dies, dass sich seine Investition im Durchschnitt erst nach 17 Jahren amortisieren wird. In einem Land mit über 300 Sonnentagen im Jahr haben viele Hausbesitzer jedoch damit gerechnet, dass die typische Investitionssumme einer Aufdach-Solaranlage von circa 6.000 Euro bereits in fünf Jahren rechnen wird. Bei dieser Sachlage ist es nur verständlich, dass einige Besitzer einer Solaranlage in Spanien ihre Anlage aus Protest wieder demontiert haben.

Viel dramatischer ist jedoch, dass durch das neue Dekret die komplette spanische Solarbranche bedroht ist. Da bei einer Amortisationszeit von 17 Jahren kaum noch ein Privatverbraucher bereit ist in eine Solaranlage zu investieren, sehen Kritiker nach dem Fall der Immobilienbranche nun auch den Photovoltaik-Markt in Gefahr. Es ist davon auszugehen, dass die Nachfrage nach Aufdach-Solaranlagen massiv zurückgehen wird. Schätzungen der Unión Española Fotovoltaica, einem Zusammenschluss von 330 Unternehmen der Solarbranche, wird dieses Gesetz den Abbau von bis zu 10.000 Arbeitsplätzen zu Folge haben.

EU-Vorgaben in Gefahr

Die spanische Regierung möchte auf die private Nutzung der Sonne Steuern erheben, um Schulden abzubauen. Durch diesen Eingriff in den Markt werden nicht nur Hausbesitzer abgeschreckt sich eine Solaranlage zu installieren, sondern es besteht auch die Möglichkeit, dass eine ganze Branche in die nächste Krise gestürzt wird. Im Übrigen besteht auch die Gefahr, dass die EU-Vorgaben zum Ausbau erneuerbarer Energien in weite Ferne rücken. Diese schreiben einen Anteil von 20 Prozent an erneuerbaren Energien im Energiemix vor. Dank des hohen Anteils von Windkraftanlagen ist Spanien zwar auf einem guten Weg diese Vorgaben zu erfüllen, der Anteil an Solarstrom betrug im Jahr 2012 jedoch erst 3 Prozent. Und gerade die intensive Sonne könnte doch eigentlich das neue Startkapital des krisengebeutelten Spaniens sein.

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