Kaffee in Andalusien – Anekdoten & Wissenswertes

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Kaffee in Andalusien

Ohne einer starken Tasse Kaffee geht in Andalusien fast gar nichts. Kaffee gehört hier einfach zur Lebensart dazu. Dabei gilt der Kaffee in Andalusien nicht nur als Wachmacher, sondern wird praktisch zu jeder Tageszeit, sogar nach dem Abendessen, getrunken. Im Rahmen der Blogparade von „Mein eigener Kaffee“ werden an dieser Stelle einmal ein paar kuriose Geschichten zum Thema Kaffee in Andalusien zusammengetragen.

Der andalusische Kaffee ist grundsätzlich stärker als der deutsche Kaffee. Dies liegt an den Robusta-Kaffebohnen, welche unter der Zugabe von Zucker geröstet werden. Dadurch enthält der Kaffee weniger Säure, schmeckt weniger bitter, ist jedoch auch stärker. Touristen seien deshalb vor dem traditionellen „Pott Kaffee“, den sie aus Deutschland kennen gewarnt. Wer das weiß, der kann sich einen Spaß draus machen und Touristen beim Kaffetrinken beobachten. Nach einer großen Tasse Robusta-Kaffee kann man sich sicher sein, das man so schnell nicht einschlafen wird. Große rote Augen und schweißnasse Hände inklusive.

Wer als Fremder morgens in eine andalusische Bar geht, wird sich schnell wundern warum denn die ganzen Schnapsflaschen ständig in Gebrauch sind. In Andalsien reicht der Koffeingehalt des Kaffees häufig nicht aus um morgens so richtig auf Trab zu kommen. Dafür wurde der „Carajillo“ erfunden. Der Carajillo ist ein normaler Kaffee, wahlweise mit Milch, Eis oder Beidem, in den man einen Schuss Whisky, Rum oder Brandy hineingibt. In der Regel wird der Alkohol einfach in den fertigen Kaffee hineingegeben. Er kann aber auch flambiert werden, sodass der Zucker direkt karamelisiert wird.

Wer morgens schon einen „Carajillo“ getrunken hat, wird sich auch nicht scheuen beim Mittagessen den einen oder anderen Wein oder das eine oder andere Bier zu trinken. Unabhängig davon ob man noch Auto fahren oder arbeiten muss, gehört diese Tradition in Andalusien sogar in die Mittagspause von Bürokräften. Umso besser ist daher die andalusische Erkenntnis, dass mit einem ordentlichen Kaffee nach dem Bier oder Wein der Promillewert wieder auf Null gesenkt werden kann. Wirklich. Ehrlich. Glauben Sie nicht? Selbst Schuld!

Ob man Zucker in den Kaffee haben möchte, sollte man sich sehr gut überlegen. Denn aufgrund des andalusischen Akzentes kann es schnell mal passieren, dass der Wirt einem zwei Stück Würfelzucker in den Kaffee gibt, obwohl man „NO!“ gesagt hat. Das liegt daran, dass das andalusische Wort für zwei, nicht „dos“, wie im restlichen Spanien, sondern nur „do“ ist. Das „s“ wird also runtergeschluckt und bei schlechter Aussprache kann „no“ schnell so ähnlich wie „do“ klingen. Alles schon passiert… Dagegen hilft heftiges Kopfschütteln und energisches Abwinken. So versteht der Wirt selbst noch nach ein paar „Carajillo“, dass man keinen Zucker möchte.

In der Provinz Cádiz an der Costa de la Luz sind die Kaffee-Variationen noch halbwegs überschaubar. Hier gibt es den Café Solo (schwarzer Kaffee), Café Cortado (Espresso mit einem Schuss Milch) oder den Café con Leche (Milchkaffee). Ziemlich einfach zu merken. In Málaga hingegen geht es schon anders zur Sache. Hier gibt es die Varianten Solo, Largo, Semi Largo, Solo Corto, Mitad, Entre Corto, Corto, Sombra und Nube. Im Wesentlichen geht es hierbei um das Mischungsverhältnis zwischen Kaffee und Milch. Da sich das aber sowieso keiner merken kann, hängen in den Bars in Málaga in der Regel kleine Bestellhilfen hinterm Tresen:

Andalusien Kaffee

Das sieht zwar hübsch aus, muss aber vom Wirt auch in die Praxis umgesetzt werden. Mit der Alu-Kanne voll Milch muss also genau das Mischungsverhältnis getroffen werden. Welchen dieser Varianten man bei einer ordentlichen Bestellung erhält, hängt nicht nur von der Tagesform des Wirtes ab, sondern natürlich auch davon, wie viele „Carajillo“ er heute bereits an sich selbst ausgeschenkt hat.

Na dann Prost!

4 Kommentare

  1. Genial das Schaubild mit den verschiedenen Kaffee-Variationen aus Málaga. Ich lebe nun schon einige Zeit in der Provinz Málaga und höre immer, wie die Leute Ihren Kaffee bestellen: „Für mich einen Nube, für mich einen Mitad, …“ und nie wusste ich was das bedeutet. Jetzt kann ich mitreden :). Eine Variante fehlt allerdings noch in der Aufzählung, ideal für alle, die den Kaffee gerne schwarz aber nicht so stark mögen: Der Americano, ein Café Solo mit etwas mehr Wasser.

  2. Ich war auch mal ein paar Wochen in Málaga und komplett aufgeschmissen, wie ich einen Kaffee bestellen sollte! Am letzten(!) Tag habe ich dann in einem Kaffee so eine Schautafel gesehen… Früher wäre zwar besser gewesen, aber immerhin habe ich so im Nachhinein verstanden, was ich hätte bestellen sollen.

  3. Na gut, die Bestellhilfe sieht immerhin verständlicher aus, als die Tafel bei Starbucks. Da kommt man ja mittlerweile überhaupt nicht mehr mit, wobei ich da ohnehin nur Kaffee trinke, wenn es wirklich gar nicht anders geht.Dass in Andalusien so derartig unterschiedliche Kaffeetraditionen im Gegensatz zu Deutschland gepflegt werden, wusste ich auch noch nicht. Jetzt weiß ich wenigstens, dass ich bei einem Urlaub dort besser morgens nicht aus Neugier den Carajillo bestellen sollte. Das würde mich wohl ziemlich umhauen. Unglaublich, dass es dort von so vielen vor der Arbeit getrunken wird.

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