Studentenproteste in Spanien gegen Studienreform

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Studentenproteste in Spanien

Am vergangenen Mittwoch und Donnerstag blieben Klassenzimmer und Hörsäle an spanischen Universitäten leer. Spaniens Schüler und Studenten gingen in einen 48-stündigen Streik, welcher sich gegen die Reformen der Regierung unter Rajoy (PP) richtet.

Nach der neuen Bildungsreform von Bildungsminister José Ignacio Wert wird das Studium an europäische Studiengänge angepasst. Zur Zeit beträgt die Regelstudienzeit in Spanien vier Jahre. Durch die Reform „3+2“ wird diese auf fünf Jahre verlängert. Nach drei Jahren erhält der Studierende den Bachelor-Abschluss, welcher dann mit einem zwei-jährigen Masterstudiengang verlängert werden kann. In Spanien stößt diesen System jedoch auf heftigen Widerstand. Bis zu 90 Prozent der Studenten beteiligen sich an dem Protest.

„Studium in Spanien unbezahlbar“

Der Grund hierfür liegt vor allem an den Kosten des Studiums in Spanien. Die konservative Partido Popular hat mit der Studienreform von 2011 die Studiengebühren in Spanien fast verdoppelt. Nun kostet ein Jahr je nach Studiengang zwischen 2.000 und 3.000 Euro. Ein Masterstudiengang kann sogar bis zu 7.000 Euro im Jahr kosten. Dadurch wird der Besuch einer Universität in Spanien für viele Familien unbezahlbar.

Die Studenten fordern deshalb, dass wenn schon das System an europäische Normen angepasst wird, auch die Studiengebühren an Europa angepasst werden. In Frankreich, Deutschland oder Dänemark seien Universitäten kostenlos und für jeden zugänglich. Wenn nun die Regelstudienzeit um ein Jahr verlängert werde, wird das Studium noch einmal teurer und kann in Zukunft bis zu 20.000 Euro kosten.

Bildungsminister Wert sieht das anders. Er argumentiert, dass man ja bereits nach drei Jahre einen qualifizierten Abschluss habe. Das Studium werde somit kürzer. Ein Master sei schließlich keine Pflicht. Sprecher der Studentenbewegung sehen dies jedoch als reinen Zynismus an. Mit dem drei-jährigen Grundstudiums findet niemand in Spanien eine gut bezahlte Arbeit. Unternehmen würden heutzutage ausschließlich Masterabschlüsse fordern.

45.000 Studenten weniger

Seit 2011 wurden im Bildungswesen 1,5 Millarden Euro Etat gestrichen. Ministerpräsident Rajoy hatte jedoch im Wahlkampf versprochen das Etat der Universitäten nicht anzurühren. Neben den Ausgaben pro Student, die um 25 Prozent sanken, wurden außerdem 32.000 Lehrerstellen gestrichen und rund 600.000 Schüler bekommen nun keine Zuschüsse mehr für Verpflegung und Schulbücher. Des Weiteren gibt es nur noch halb so viel Geld für Stipendien sozial schwacher Schüler. Der Unmut über die Bildung in Spanien brodelt also schon länger.

Ana García, Vorsitzende der Studentengewerkschaft, schimpft, dass aufgrund der Reformen im Bildungssystem rund 45.000 junge Spanier weniger studieren würden. Staatsekretärin im Bildungsministerium Monserrat Gomendio sieht das Hauptproblem im Universitätssystem jedoch darin, dass das Studium immer noch billig sei. Die Universitäten seien immer noch zu voll. Deshalb müssten die Gebühren nochmals erhöht werden. García behält also Recht wenn sie sagt, dass die Regierung will, dass immer weniger junge Spanier an den Universitäten studieren könnten.

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